Wir müssen draußen bleiben! Allergie auf Haustiere

Im ersten Stock wohnt die verschmuste Katze, links im Erdgeschoss der übermütige Hund und ganz oben unterm Dach der nachtaktive Hamster. In mehr als einem Drittel aller Haushalte in Deutschland leben Tiere.

Haustierallergie

Katzen und Hunde sind besonders beliebte Weggefährten. Immer häufiger bekommt die Begeisterung für die tierischen Mitbewohner allerdings einen Dämpfer. Denn viele Menschen reagieren allergisch auf Tiere. Für manche Allergiker reicht es schon aus, dass Nachbars Mieze durch den Flur gestromert ist oder die Katzenfreundin die Wohnung betritt: Die Augen beginnen zu tränen, die Nase läuft, Niesattacken und Hustenanfälle treten auf.

Hund, Katze, Hamster, Meerschweinchen, Kaninchen, Wellensittich oder Papagei – nahezu jedes Tier kann eine Allergie auslösen. Häufig und oftmals heftig sind allergische Reaktionen auf Katzen. Verantwortlich dafür ist das Katzenallergen, das in Anlehnung an den lateinischen Begriff für Hauskatze, Felis domesticus, die Abkürzung Fel d 1 trägt. Es handelt sich dabei um ein ganz bestimmtes Eiweiß, das hauptsächlich mit dem Speichel und der Tränenflüssigkeit der Katzen abgegeben wird. Durch eifriges Putzen und Lecken verteilen die Tiere die Allergene auf ihr Fell. Über die Katzenhaare und feine Staubpartikel, an die die Katzenallergene

Auch wenn oft von „Tierhaarallergenen“ die Rede ist, so kommen Allergene tierischen Ursprungs im Fell, in Hautschuppen, im Speichel, Serum oder Urin der Tiere vor. Der Allergenkontakt erfolgt entweder über direkten Hautkontakt oder über Inhalation von Partikeln, denen die Allergene anhaften.

Niesen, Augenjucken, Atemnot

Wer sensibilisiert ist, dem können die Tierallergene schwer zu schaffen machen. Der Kontakt mit Schleimhäuten und Atemwegen kann eine allergische Bindehautentzündung mit geröteten, tränenden Augen, allergischen Schnupfen und allergisches Asthma verursachen. Darüber hinaus können durch den direkten Hautkontakt mit dem Fell der Katze Hautveränderungen mit Quaddeln, Ekzemen und Juckreiz ausgelöst werden.

Praktisch kein Entkommen

Familien, bei denen gehäuft Allergien auftreten, wird empfohlen, keine Haustiere, insbesondere keine Katzen, zu halten. Das gilt vor allem, wenn Säuglinge und kleine Kinder zur Familie gehören. Studien haben gezeigt, dass durch den frühen Kontakt mit den Allergenen das Asthmarisiko der Kinder deutlich erhöht ist. Leidet ein Familienmitglied bereits unter einer Tierallergie, sollte das Tier – auch wenn es schwerfällt – aus der Wohnung verbannt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich der Gesundheitszustand des Allergikers verschlechtert, was insbesondere im Falle eines allergischen Asthmas schwerwiegende Folgen haben kann.

Im Rahmen der KiGGS*-Studie wurden 3- bis 17-jährige Kinder in Deutschland untersucht. Bei 9,7 Prozent von ihnen wurde eine Sensibilisierung auf Hundeallergene, bei 8,4 Prozent eine Sensibilisierung auf Katzenallergene nachgewiesen.

Hat das Tier ein neues Zuhause gefunden, wird es noch einige Zeit dauern, bis die Allergene in der Raumluft so weit reduziert sind, dass die Beschwerden nachlassen. Dies lässt sich durch eine gründliche Reinigung von Polstermöbeln, Teppichen, Matratzen und ähnlichem Mobiliar, das als Allergenreservoir dienen könnte, beschleunigen. Wem es nicht möglich ist, sich von dem Tier zu trennen, muss auf jeden Fall dafür sorgen, dass das Schlafzimmer für das Tier tabu bleibt. Außerdem sollte man versuchen, die Allergenkonzentration im Haushalt so gering wie möglich zu halten. Dies gelingt durch häufiges Lüften und Staubsaugen sowie durch spezielle Raumluftfilter, die die Menge der frei fliegenden Allergene in der Luft verringern.

Medizinische Unterstützung

Besteht der Verdacht auf eine Tierallergie, sollte ein Allergologe aufgesucht werden. Er kann mit Hilfe eines Hauttests und von Blutuntersuchungen die Diagnose sichern. Zur Linderung der Beschwerden kann er Medikamente (Antihistaminika) verordnen, die die Symptome, nicht jedoch die Ursachen behandeln. Die bislang einzige Möglichkeit einer ursächlichen Allergietherapie ist die Allergieimpfung (spezifische Immuntherapie). Hierbei wird dem Patienten kontrolliert über einen genau festgelegten Zeitraum das Allergen in allmählich ansteigenden Dosierungen entweder in einer Lösung unter die Haut gespritzt oder in Form einer wässrigen Lösung oder Tablette verabreicht.

Die Idee dahinter: Der Körper soll sich langsam an den Fremdstoff gewöhnen, so dass er irgendwann nicht mehr allergisch reagiert. Diese Therapie, die auch als Hyposensibilisierung bezeichnet wird, kommt allerdings bei einer Tierallergie meist nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, da die Wahrscheinlichkeit für unerwünschte Nebenwirkungen relativ hoch ist. Zudem konnte die Wirksamkeit bisher nur für Katzenallergenextrakte durch Studien belegt werden.

Bei schweren allergischen Reaktionen bleibt demnach wirklich nichts anderes als die Trennung vom Tier.

Gibt es den allergikerfreundlichen Hund?

  • Der angeblich allergikerfreundliche Hund der amerikanischen Präsidentenfamilie hat den Boom mit ausgelöst: Seither werden einige Hunderassen als „hypoallergen“ vermarktet – zum Beispiel der „First Dog“, ein Portugiesischer Wasserhund, oder der Labradoodle, ein hipper Mix aus Labrador und Pudel. Professor Torsten Zuberbier vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) rückt die Hoffnungen zurecht: „Hypoallergene Hunderassen gibt es nicht. Das ist irreführend, und damit sollte bei Allergikern nicht mehr geworben werden.“
  • Bei Hunden sind sechs Allergene bekannt, die Menschen Probleme bereiten können. Diese wurden in Hautschuppen, im Speichel und Urin der Hunde nachgewiesen. Ein weniger häufiger Haarwechsel spielt, anders als die Züchter nahelegen, keine Rolle. Eine Studie am Henry-Ford- Hospital in Detroit (USA) hat kürzlich 60 Hunderassen daraufhin untersucht, wie stark sie Allergene in ihrer Umgebung verbreiten. Die elf darin eingeschlossenen angeblich hypoallergenen Rassen konnten keinen Vorteil verbuchen. „Wer gegen Hunde allergisch ist, muss sie auch in Zukunft meiden“, betont Zuberbier. Eine Hyposensibilisierung gegen Tierhaare ist leider schwierig. Ist eine Allergieneigung bekannt, wird eher von einem Hund abgeraten.
Anton Wilder