Haselnuss, Walnuss, Mandeln, Paranüsse, Cashewkerne und ganz besonders Erdnüsse besitzen ein hohes allergenes Potenzial. Schon kleine versteckte Stückchen im Weihnachtsgebäck können allergische Reaktionen hervorrufen.
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Nussallergene
Nüsse, Steinfrüchte und Kerne sind insbesondere in den Herbst- und Wintermonaten eine beliebte Knabberei. Als Zutaten in Plätzchen, Stollen, Lebkuchen und anderen Leckereien wie Marzipan und Nougat haben sie rund um das Weihnachtsfest Hochsaison. Aber auch sonst begleiten sie uns, verpackt in schokoladig-nussigen Brotaufstrichen, feinem Gebäck oder in Schokolade, durch das ganze Jahr.
Was viele Menschen nicht wissen: Die knackigen Früchte gehören zu den häufigsten Auslösern einer Nahrungsmittelallergie. Manch einer reagiert so heftig auf die Nussallergene, dass selbst Lebensmittel, die lediglich Spuren von Nüssen enthalten, zu einem Jucken und Brennen im Mund- und Rachenraum, einem Kratzen im Hals, Übelkeit, Magenbeschwerden, Durchfall, Hauterscheinungen wie Rötung, aber auch zu schwerer Atemnot führen können.
Produkte, die Nüsse oder Spuren von Nüssen enthalten können
- Getreideprodukte, Gebäck, Teigwaren: Brot, Brötchen, Kuchen, Kekse, Zwieback, Torten, Fertigbackmischungen, Müsli, Frühstückszerealien, Getreidebratlinge
- Fertiggerichte:
Kartoffelzubereitungen (z. B. Kartoffelgratin, Kroketten, Kartoffelsalat), Fleischfertiggerichte, Pfannengemüse, Wokgerichte, Fischstäbchen, Feinkostsalate, Pasteten, Suppen, Soßen, Panaden - Fette, Öle:
kaltgepresstes Nussöl - Süßwaren:
Schokolade, Pralinen, Krokant, Karamellbonbons, Müsliriegel, Marzipan, Nougat, Nougatcreme, Desserts, Eis, Kokosmilch, Kokosraspeln - Getränke:
Kakaogetränke, Milchmixgetränke (Milchshakes), Liköre, proteinangereicherte Getränke
Diagnose durch Allergologen
Um sicherzugehen, ob wirklich die Nüsse oder möglicherweise doch an- dere Lebensmittel vom weihnachtlichen Plätzchenteller schuld an Jucken, Atemnot oder Hautausschlag sind, sollten Sie bei einem Allergologen ei- nen Allergietest machen lassen. Auch wenn schwerwiegende Reaktionen auf Nüsse, wie z. B. ein Allergieschock mit Kreislaufversagen, gottlob die Ausnah- me bleiben, sollte man eine Nussallergie niemals unterschätzen.
Bei nachgewiesener Allergie müssen die auslösenden Nahrungsmittel konsequent vom Speiseplan gestrichen werden. Dies ist bislang die einzige Möglichkeit, um eine allergische Reaktion zu verhindern.
Nussige Beimischungen
Bei Nüssen ist das Meiden der Allergene besonders kompliziert, weil sie mitunter in Produkten eingesetzt werden, in denen man sie nicht erwarten würde. Dass Kuchen, Kekse oder Schokolade Nüsse enthalten könnten, ist noch naheliegend. Doch Nussbeimischungen finden sich auch in Fertigprodukten wie z. B. Desserts, Brot, Pasteten, Wurstwaren, vegetarischen Aufstrichen oder Fertigsalaten. Gemäß einer europäischen Richtlinie zur Lebensmittelkennzeichnung gilt für die Hauptauslöser von Nahrungsmittelallergien, dazu zählen auch Nüsse und Schalenfrüchte, die Deklarationspflicht.
Das bedeutet: Sind Nussanteile in einem Produkt enthalten, so muss dies auf dem Etikett vermerkt sein. Achten Sie deshalb beim Kauf verpackter Lebensmittel unbedingt auf das Zutatenverzeichnis. Bei loser Ware gibt es bisher keine Kennzeichnungspfl icht für Nüsse und nusshaltige Speisen. Auch beim Besuch eines Restaurants ist Vorsicht geboten. Informieren Sie sich am besten bei einer Ernährungsberatung darüber, wo möglicherweise versteckte Allergene enthalten sind, was Sie genießen dürfen und was zu meiden ist.
Außerdem sollten Sie sich von Ihrem Allergologen einen Allergiepass ausstellen lassen, in dem Ihre Allergie vermerkt ist. Im Falle einer starken allergischen Reaktion sind Dritte dann über die Erkrankung informiert und es kann wirksamer geholfen werden. Sollte es schon einmal zu einer ausgeprägten Kreislaufreaktion aufgrund einer Nahrungsmittelallergie gekommen sein, sollten Sie stets ein Notfall-Set mit einem Antihistaminikum, einem Glukokortikoid und einem Adrenalinpräparat bei sich haben. Ihr Arzt wird Sie auf den Notfall vorbereiten und Ihnen die richtige Handhabung der Medikamente erklären.
Informationen zu Nahrungsmittelallergien und Deklarationspflicht von Lebensmitteln finden Sie u. a. im Internet unter: www.aktionsplan-allergien.de.
Erste Immuntherapie gegen Erdnussallergie
- Wissenschaftler der Charité–Universitätsmedizin Berlin haben eine Möglichkeit gefunden, Erdnussallergiker zu desensibilisieren. In einer Pilotstudie wurden insgesamt dreiundzwanzig Kinder mit Erdnussallergie behandelt. Unter strengster medizinischer Aufsicht erhielten die Drei- bis Vierzehnjährigen mehrere Monate lang kleinste Mengen Erdnuss vermischt mit anderer Nahrung. Die erste Gabe in Höhe von zehn Milligramm und jede weitere Steigerung der Dosis wurden in der allergologischen Ambulanz der Klinik im Beisein eines Arztes verabreicht. Wenn die Kinder die Dosis gut vertrugen, wurde diese langsam weiter gesteigert. Ziel war es, fünfhundert Milligramm ohne Beschwerden zu sich nehmen zu können. Das entspricht etwa einer ganzen Erdnuss. Nach sieben Monaten erreichten vierzehn der dreiundzwanzig Kinder eine Toleranz gegenüber der angestrebten Dosis Erdnuss. Diese nehmen sie nun täglich zu sich.
- In derzeit laufenden Studien mit größeren Patientengruppen soll nun das Nutzen-Risiko-Verhältnis noch umfassender geklärt werden. Des Weiteren soll erforscht werden, warum die Methode nicht bei allen Kindern wirkt. Ungeklärt ist gegenwärtig auch, ob die individuelle Höchstdosis ein Leben lang täglich eingenommen werden muss, um die erworbene Toleranz aufrechtzuerhalten.
- Die Studienärzte weisen darauf hin, dass aufgrund der Schwere der Allergie diese Therapie nur unter strengster ärztlicher Kontrolle durchgeführt und niemals allein ausprobiert werden darf. Nur ein erfahrener Arzt kann die Dosis individuell anpassen und mögliche Reaktionen kontrollieren.