Kontaktallergie: Test & Ablauf der Reaktion + Hitliste

Der Modeschmuck, der Jeansknopf, der Verschluss des Uhrarmbands, die neue Duschcreme – viele Produkte, mit denen wir tagtäglich in Berührung kommen, enthalten Substanzen, die bei Kontakt mit der Haut eine Allergie auslösen können.

Die Haut ist gerötet, es zeigen sich Bläschen, Papeln oder Schuppen, und heftiger Juckreiz löst immer wieder Kratzattacken aus. Bleiben diese Krankheitszeichen zunächst auf ein Hautareal begrenzt, liegt der Verdacht nahe, dass die Haut mit einem Stoff in Berührung gekommen ist, auf den sie allergisch reagiert.

Kontaktallergien gehören hierzulande zu den häufigsten Unverträglichkeitsreaktionen. Man geht davon aus, dass etwa 7 Prozent der Bevölkerung im Laufe eines Jahres betroffen sind (Jahresprävalenz) und dass rund 16 Prozent irgendwann im Leben unter einem Kontaktekzem leiden (Lebenszeitprävalenz).

Die hohen Erkrankungszahlen verwundern nicht sonderlich, wenn man weiß, dass nahezu jeder Stoff, mit dem wir in Kontakt kommen, eine Allergie auslösen kann. Manche Stoffe sind allerdings besonders häufig Auslöser einer solchen Reaktion. Sie besitzen ein hohes Sensibilisierungspotenzial.

Ablauf einer allergischen Kontaktreaktion

Krankheitszeichen des Kontaktekzems

Das Kontaktekzem beginnt ein bis zwei Tage nach dem Allergenkontakt mit einer Rötung der Haut. Anschließend lagert sich Wasser im Gewebe ein und es kommt zu Schwellungen, Bläschen oder nässenden Wunden. Die betroffenen Hautstellen jucken zum Teil sehr heftig. Im weiteren Verlauf kann es zu schmerzhaften Einrissen und zu einer Verdickung der Haut kommen.

Eine Allergie ist eine Abwehrmaßnahme unseres Immunsystems. Abhängig von der Art der Reaktion unterscheidet man verschiedene Allergietypen. Kontaktallergien sind Typ-IV-Allergien, die auch als Spättyp-Allergien bezeichnet werden, da zwischen dem Allergenkontakt und dem Auftreten von Symptomen mindestens 24 Stunden liegen.

Wie bei jeder allergischen Reaktion ist auch hier eine Sensibilisierungsphase vorausgegangen. Das bedeutet, durch einen früheren Kontakt mit dem potenziellen Allergen sind bestimmte Zellen des Immunsystems, in diesem Fall die T-Lymphozyten, in Alarmbereitschaft. Bei einem erneuten Kontakt können die sensibilisierten Zellen die Allergene sofort erkennen und Abwehrmaßnahmen gegen die Eindringlinge starten. Es werden bestimmte Botenstoffe freigesetzt, die weitere Immunzellen aktivieren und zu einer Entzündung des umliegenden Gewebes führen. Allerdings muss, selbst wenn eine Sensibilisierung vorliegt, nicht zwangsläufig eine solche Reaktion folgen. Oftmals tritt ein Kontakt ekzem gegen Stoffe auf, die man zuvor jahrelang problemlos vertragen hat.

Allergenes Potenzial eines Stoffes

Es lässt sich also weder vorhersagen, ob ein bestimmter Stoff das Immunsystem sensibilisiert, noch, ob sich daraus eine Allergie entwickelt. Man kennt jedoch einige Faktoren, die das Risiko einer allergischen Reaktion beeinflussen. Dazu gehören zum einen die chemischen Eigenschaften eines Stoffes, zum anderen kommt es maßgeblich darauf an, in welchen Mengen und über welchen Zeitraum die Haut der Belastung ausgesetzt ist und wie leicht die Substanz eindringen kann. Es spielen also auch die Verarbeitung und Konsistenz eine Rolle. Zudem sind der aktuelle Hautzustand sowie die individuelle Veranlagung und Ekzemneigung der Kontaktperson entscheidend.

Das Sensibilisierungspotenzial eines Stoffes ist abhängig von

  • seinen chemischen und toxikologischen Eigenschaften
  • der Menge pro Hautfläche und Dauer der Belastung
  • der Hautgesundheit
  • der Gesamtzusammensetzung und Verarbeitung des Produktes

Nickelallergie

  • Die Nickelallergie ist heute eine der häufigsten Kontaktsensibilisierungen. Jede fünfte Frau im Alter zwischen 20 und 40 soll betroffen sein. Nickel ist häufig und zum Teil unvermutet im Alltag zu finden, sei es in Werkzeugen, Küchengeräten, Kochtöpfen, Haken, Ösen oder Münzen.
  • Der intensivste Hautkontakt mit nickelhaltigen Gegenständen entsteht aber sicherlich durch das Tragen von Schmuck. Das gilt nicht nur für Modeschmuck, sondern auch für Goldschmuck – insbesondere Weißgoldlegierungen sind nickelhaltig.
  • Häufig findet die Sensibilisierung bereits im Kindesalter statt, insbesondere bei Mädchen, die oft mit Ohrringen, Halsketten oder Armkettchen geschmückt werden. „Junge Haut ist noch besonders empfindlich. Vor allem wenn die Hautoberfläche durchstochen wird – wie bei Ohrsteckern –, können Allergene leichter eindringen“, erklärt Hautarzt Dr. Arno Köllner aus Duisburg.
  • Dass Nickel aus Besteck oder Töpfen freigesetzt wird, ist allerdings nicht zu fürchten. „Bei haushaltsüblichem Kochen, selbst von säurehaltigen Speisen wie Rhabarber oder Sauerkraut, wird in Edelstahl gebundenes Nickel kaum gelöst, so Allergietest Wer unter den Symptomen einer Kontaktallergie leidet, den Auslöser aber noch nicht kennt, sollte einen Allergologen aufsuchen. Gemeinsam wird man überlegen, welche der gängigen Allergene in Frage kommen können. Üblicherweise wird dann, nachdem die akuten Ekzeme abgeklungen sind, ein dass keine allergischen Reaktionen zu erwarten sind – weder während der Zubereitung noch durch den Verzehr der Lebensmittel“, so Köllner.
  • Auch hinsichtlich nickelhaltiger Lebensmittel (z. B. Hülsenfrüchte, Nüsse, Kakao oder Vollkornprodukte) gibt der Hautarzt Entwarnung. „Tatsächlich ist Nickel überall in der Umwelt zu finden – sogar im Trinkwasser –, jedoch in so geringen Mengen, dass dies allergologisch keine Rolle spielt. Nur in sehr seltenen Fällen und bei besonders schweren Allergien kommt es zu einer allergischen Reaktion auf die Spuren an Nickel in Nahrungsmitteln. Eine ‚nickelfreie Diät‘ ist bei den allermeisten Allergikern nicht erforderlich.“

Hitliste der Kontaktallergene

Nachlesen, was drinsteckt!

Zu den Produkten, mit denen unsere Haut besonders intensiv in Kontakt kommt, gehören Kosmetika. Sie unterliegen deshalb strengen Zulassungsverfahren und Sicherheitsvorschriften. Die seit Jahren geltende Deklarationspflicht bei Kosmetikprodukten schreibt vor, dass alle eingesetzten Stoffe in absteigender Reihenfolge ihrer Konzentration auf der Verpackung aufgeführt sein müssen. So können Allergiker erkennen, ob Substanzen enthalten sind, die bei ihnen zu einer Unverträglichkeit führen. Da man sich auf eine europaweit einheitliche Kennzeichnung geeinigt hat, findet man zumeist nur eine Kurzversion der chemischen Bezeichnung oder den lateinischen Namen (INCI-Bezeichnung). Übersetzungshilfe bietet hier eine Broschüre des Industrieverbandes Körperpflege und Waschmittel e.V. (IKW), die im Internet unter inci.haut.de heruntergeladen oder per Bestellformular angefordert werden kann.

Um festzustellen, welche Substanzen und Produkte ein hohes allergenes Potenzial besitzen und welche Personengruppen besonders gefährdet sind, wurde bereits 1988 der Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK) gegründet. Die beteiligten Kliniken – derzeit sind 60 Zentren im deutschsprachigen Raum aktiv – erfassen die im Rahmen der Diagnostik eines Kontaktekzems erhobenen Daten und werten diese aus. Mittlerweile verfügt der IVDK über eine der größten Datenbanken zum Kontakt ekzem und kann Auskunft über die wichtigsten Allergene geben. Seit Jahrzehnten führt Nickel die Hitliste der Kontaktallergene an, gefolgt von verschiedenen Duftstoffen. Außerdem sind manche Konservierungs- und Farbstoffe, Inhaltsstoffe von Desinfektionsmitteln öser bekannt.

Die Datenerhebung und Veröffentlichung der wichtigsten Kontaktallergene ist ein wertvolles Instrument, um die Bevölkerung und insbesondere Menschen mit einer Neigung zu Allergien oder mit bereits geschädigter Haut vor allergenen Stoffen zu schützen. So werden gezielte Sicherheitsbewertungen für Produkte durchgeführt, und Verwendungsverbote bzw. freiwillige -beschränkungen für bestimmte Substanzen sorgen dafür, dass weitere Sensibilisierungen deutlich eingeschränkt werden. Außerdem müssen die wichtigsten Allergene stets auf allen Produkten aufgeführt sein. So können Verbraucher, die bereits wissen, dass sie auf einen bestimmten Stoff allergisch reagieren, dem Kontakt ausweichen.

Allergietest

Wer unter den Symptomen einer Kontaktallergie leidet, den Auslöser aber noch nicht kennt, sollte einen Allergologen aufsuchen. Gemeinsam wird man überlegen, welche der gängigen Allergene in Frage kommen können. Üblicherweise wird dann, nachdem die akuten Ekzeme abgeklungen sind, ein Hauttest durchgeführt. Dazu werden spezielle Allergenzubereitungen der verdächtigen Allergene in geeigneter Verdünnung mit Pflastern auf den Rücken des Patienten geklebt. Nach zwei Tagen werden die Pflaster wieder entfernt und an den markierten Stellen können mögliche Hautreaktionen abgelesen werden.

Die Allergene, die eine eindeutige allergische Reaktion hervorgerufen haben, wird der Arzt in einen Allergiepass eintragen. Diesen Pass sollten Allergiker möglichst immer bei sich tragen, um gegebenenfalls nachlesen oder gezielt nachfragen zu können, ob z. B. kritische Substanzen in einem ausgesuchten Produkt enthalten sind. Denn die einzige Möglichkeit, ein erneutes Auftreten der allergischen Symptome zu verhindern, ist das strikte Meiden

Hautschutz und Therapie

In vielen Fällen wird es nicht möglich sein, die Allergene komplett aus dem Umfeld zu verbannen. Selbst durch Schutzmaßnahmen, wie z. B. das Tragen von Handschuhen, lässt sich ein direkter Kontakt nicht immer verhindern. Wichtig ist es, die empfindliche Haut regelmäßig – auch in beschwerdefreien Zeiten – zu pflegen, damit die Hautbarriere intakt bleibt und Fremdstoffe weniger leicht eindringen können.

Ein akutes allergisches Kontaktekzem muss behandelt und zu einer raschen Abheilung gebracht werden, um anhaltende Hautschäden zu verhindern. Abhängig vom akuten Hautzustand verordnet der Arzt wirkstoffhaltige Cremes oder Salben, die juckreizlindernd, desinfizierend, antiseptisch oder entzündungshemmend wirken.

Keine Bagatellerkrankung!

  • Allergologen warnen davor, das Kontakt ekzem zu unterschätzen. Auch wenn die Haut erscheinung in den allermeisten Fällen kein bedrohliches Ausmaß annimmt, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um – wenn möglich – den Auslöser zu finden, Schutzmaßnahmen zu treffen und eine Behandlung zu beginnen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich ein chronisches Hautekzem entwickelt.
  • Besteht der Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen der Haut erkrankung und der beruflichen Tätigkeit gibt, wird die zuständige Berufsgenossenschaft informiert, damit entsprechende Hautschutzmaßnahmen am Arbeitsplatz getroffen werden.
Anton Wilder