Wunderwerk Immunsystem: Was passiert bei einer Allergie?

Die Antwort auf die Frage, warum immer mehr Menschen auf bestimmte Stoffe ihrer Umwelt allergisch reagieren, bleibt uns die Wissenschaft schuldig. Zwar kennt man den Mechanismus einer Allergie sehr genau, nicht jedoch den Grund dafür, warum es zu dieser Fehlreaktion kommt.

Allergie – ein Volksleiden

Die Zahl der Allergiker in unserer industrialisierten Gesellschaft ist in den letzten Jahrzehnten rapide gestiegen und sie scheint noch weiter zu wachsen.

Unser Organismus verfügt über ein ausgeklügeltes System an Schutzmechanismen, die verhindern sollen, dass Fremdstoffe, wie z. B. Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten, in den Körper eindringen und ihm schaden können. Eine erste Barriere für unerwünschte Eindringlinge bilden Haut und Schleimhäute. Gelingt es Fremdstoffen, diese Barriere zu überwinden, ist das Immunsystem gefordert.

Das Immunsystem kann körpereigene von körperfremden Stoffen unterscheiden. Darüber hinaus kann es normalerweise einordnen, ob die körperfremden Stoffe, die allgemein als Antigene bezeichnet werden, harmlos oder schädlich sind und gegebenenfalls Abwehrmaßnahmen gestartet werden müssen.

Eine Schlüsselfunktion bei der Abwehr der Fremdstoffe haben weiße Blutzellen, die Lymphozyten. Sie produzieren beim ersten Kontakt mit dem Antigen maßgeschneiderte Antikörper, die wie ein Schlüssel zu einem Schloss genau zu diesem Antigen passen. Dadurch wird die gezielte Bindung und anschließende Zerstörung der Antigene ermöglicht. Außerdem bleiben nach der ersten Infektion diese Antikörper und sogenannte Gedächtniszellen erhalten, so dass das Immunsystem bei erneutem Kontakt mit dem Antigen wesentlich schneller und effizienter auf den Eindringling reagieren kann.

Allergene

  • Die häufigsten Allergene sind pflanzliche oder tierische Eiweiße (Pollen, Hausstaubmilben, Insektengift, Schimmelpilz, Bestandteile von Nahrungsmitteln)

Bei einer Allergie handelt es sich um eine Fehleinschätzung und Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems. Das Immunsystem bildet Antikörper gegen Stoffe aus der Umwelt, die für den menschlichen Organismus eigentlich gar nicht gefährlich sind. Solche Antigene, die an der Entstehung einer Allergie beteiligt sind, werden als Allergene bezeichnet. Zudem werden zu viele Antikörper gebildet. Man spricht von einer Sensibilisierung des Körpers gegenüber dem Allergen. Nun können bereits kleine Mengen des Allergens Abwehrmaßnahmen auslösen. Das bedeutet: Es werden weitere Immunzellen aktiviert und Entzündungsstoffe freigesetzt, was im umliegenden Gewebe zu den typischen allergischen Symptomen, wie z. B. Niesanfällen, Fließschnupfen, Bindehautreizung, Hautausschlägen, Übelkeit oder Durchfall, führt.

Eine allergische Reaktion läuft in zwei Phasen ab

1. Symptomfreie Sensibilisierung

  • Beim 1. Kontakt mit dem Allergen nehmen die Fresszellen die Allergene auf und präsentieren Teile davon auf ihrer Oberfläche. Diese Allergenbruchstücke werden von den T-Zellen (T- Lym phozyten) erkannt, die daraufhin Botenstoffe freisetzen. Dadurch werden die B-Zellen (B-Lymphozyten) angeregt, spezifische An ti körper zu produzieren und auszuschütten. Diese Antikörper setzten sich auf der Oberfläche der Mastzellen fest.

2. Allergische Reaktion

  • Beim erneuten Allergenkontakt bindet das Allergen über die Antikörper an die Mastzelle. Die Mastzelle wird dadurch aktiviert und schüttet Entzündungsstoffe (Histamin und weitere entzündungsfördernde Botenstoffe) aus. Innerhalb kürzester Zeit führt dies im um liegenden Gewebe zu akuten Entzündungsreaktionen und allergischen Symptomen.
Anton Wilder