Abwehrfunktion der Haut: Wie sich die Haut vor Infektionen schützt

Dass selbst kleinste Fremdstoffe, wie zum Beispiel Bakterien, Viren oder Pilze, nicht einfach in unseren Körper eindringen und ihm Schaden zufügen können, verdanken wir unserer Haut. Sie ist nicht nur eine physikalische Barriere, sondern verfügt auch über ein chemisches Abwehrsystem.

Die Oberfläche unserer Haut ist von Milliarden Mikroorganismen besiedelt. Je nach Hautregion leben Bakterien, Viren oder Pilze mehr oder weniger dicht gedrängt. Die meisten der Bakterienstämme sind für uns harmlos. Solange die hauteigene Bakterienflora in einem stabilen Gleichgewicht bleibt, ist unsere Haut gesund, denn dann haben auch krankheitserregende Keime keine Chance, sich übermäßig zu vermehren.

Doch das allein liefert noch keine Erklärung dafür, warum es trotz der außerordentlich hohen Konzentration an Mikroorganismen auf der Haut so selten zu Infektionen kommt. Ein Grund ist die physikalische Barriere, die gesunde Haut gegenüber ihrer Umwelt bildet. Die Hornschicht und die Fettschichten der Oberhaut schirmen den Körper vor möglichen Krankheitserregern regelrecht ab, so dass diese nicht in tiefere Gewebsschichten eindringen und Entzündungen auslösen können. Aber auch eine intakte Hautbarriere ist noch kein ausreichender Schutz. Unsere Haut verfügt außerdem über ein chemisches Abwehrsystem. Sie produziert körpereigene Antibiotika, die antimikrobiellen Peptide.

Hauteigene Desinfektionsmittel

Die chemische Abwehr der Haut wird allerdings nicht nur bei Bedarf angeworfen. Die gesunde Haut des Menschen produziert ständig gegen verschiedene Erreger gerichtete antimikrobielle Peptide, die sowohl das Wachstum und die Zusammensetzung der Hautflora kontrollieren als auch zielgerichtet Mikroorganismen abwehren. Eine verminderte Konzentration bzw. das Fehlen dieser Abwehrstoffe führt zu einer erhöhten Infektanfälligkeit.
Der Existenz einer hauteigenen chemischen Abwehr von bestimmten Keimen sind Wissenschaftler auf die Spur gekommen, als sie unter anderem Hautschuppen von Psoriasispatienten untersuchten. Da Psoriasispatienten aus ungeklärten Gründen seltener an Haut infektionen leiden als hautgesunde Menschen, hatten die Forscher vermutet, dass körpereigene Abwehrstoffe eine Rolle spielen könnten.

Tatsächlich konnten aus den Hautschuppen zwei antimikrobiell wirksame Eiweißmoleküle – das humane Beta- Defensin-2 (hBD-2) und das humane Beta-Defensin-3 (hBD-3) – isoliert werden, die in gesunder Haut kaum nachzuweisen sind. Weitere Untersuchungen bestätigten, dass diese beiden antimikrobiellen Peptide vor allem dann produziert werden, wenn die Hautzellen durch entzündliche Vorgänge oder den Kontakt mit bestimmten, krankmachenden Bakterien dazu angeregt werden.

Noch steht die Forschung zu den chemischen Abwehrmechanismen der Haut am Anfang und es sind noch einige Fragen offen. Möglicherweise eröffnen bessere Kenntnisse über die Wirkbereiche der antimikrobiellen Peptide neue therapeutische Ansätze – beispielsweise wenn es gelänge, die Produktion bestimmter Peptide anzuregen und so den körpereigenen Schutzmechanismus gezielt zu aktivieren.

Natürliche Schutzmechanismen der Haut gegen Infektionen

Physikalische Barriere

  • Hautbarriere: Die äußerste Hautschicht (Hornschicht oder Stratum corneum) besteht aus geschichteten Hornzellen, die durch Hornfette (epidermale Lipide) zusammengehalten werden. Die Dichte dieses Verbundes ist eine Voraussetzung für eine gesunde und widerstandsfähige Haut.
  • Säuremantel: Die Hornschicht ist mit einem dünnen Wasser-Fett-Film überzogen. Er setzt sich aus Talg, Schweiß und Bestandteilen der Hornzellen zusammen und ist vor allem durch den Schweiß leicht sauer. Das saure Milieu hemmt das Wachstum krankmachender Keime.

Chemische Barriere

  • körpereigene Antibiotika: Die Zellen im Oberflächengewebe verschiedener Organe (u. a. Haut, Darm, Lungengewebe) produzieren antimikrobielle Peptide, zum Teil ohne besondere Stimulation als Basisschutz, zum Teil angeregt durch Bakterien oder Entzündungsvorgänge.
Anton Wilder