Untergewicht bei Kindern ist häufig ein Warnsignal

Das Thema Übergewicht von Kindern ist in aller Munde. Dass auch zu geringes Gewicht bei Kindern bedenklich ist und Risiken birgt, wird hingegen oft übersehen. Die Stiftung Kindergesundheit macht darauf aufmerksam, dass in vielen Fällen nicht nur fehlender Appetit die Ursache von Untergewicht und Gedeihstörung ist. Möglicherweise steckt eine chronische Krankheit dahinter. „Eine hohe Zahl untergewichtiger Kinder ist krank, was jedoch häufig nicht gut erkannt wird. Ohne frühzeitiges Eingreifen können das Immunsystem und die Entwicklung des Kindes geschädigt werden“, erklärt Stiftungs-Vorsitzender Berthold Koletzko.

Ideal, wenn der Tag mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt

Nur selten wird Untergewicht bei Kindern durch Unwissenheit, Vernachlässigung, Fehlernährung oder ideologisch begründete Ernährung ausgelöst. „Viel öfter ist es Begleitsymptom chronischer Verdauungsstörungen wie Zöliakie, Morbus Crohn oder Mukoviszidose oder einer überfunktionierenden Schilddrüse, die einen zu hohen Energieverbrauch auslöst“, so der Kindermediziner. Auch angeborene Herzfehler, Leber- oder Nierenkrankheiten, Unverträglichkeiten und Allergien können Ursache für Untergewicht sein und ebenso wie seelische Probleme, z. B. Kummer, Stress oder Aufregung, den Kindern den Appetit rauben.

Folgen von Untergewicht bei Kindern

Bei Kindern wirkt sich fehlende Nahrung viel stärker aus als bei Erwachsenen, da ihr Nährstoffbedarf pro Kilogramm Körpergewicht höher ist. Denkbare Folgen von Untergewicht sind reduziertes Längenwachstum, eine Beeinträchtigung der mentalen Reifung, der Leistungsfähigkeit und Pubertätsentwicklung bis hin zu einem schlechter funktionierenden Immunsystem und in der Folge häufigeren Infektionen. „Es ist ein Teufelskreis: Krankheiten machen dünn, und Dünnheit macht krank. Das führt dazu, dass jedes fünfte stationär im Krankenhaus aufgenommene Kind Symptome von Unterernährung zeigt“, erklärt Koletzko.

Die Zurückhaltung beim Essen alleine ist jedoch noch kein Warnzeichen für eine Gedeihstörung. „Essen Kinder weniger als erwartet, so zeigt das eher unrealistische Vorstellungen der Eltern. Genau hinsehen muss der Kinderarzt, wenn ein Kind nicht so viel an Gewicht und Körperlänge zulegt, wie die Wachstumskurve erwarten lässt.“ Erkrankte Kinder zeigen oft auffallende Blässe, trockene, dünne und rissige Haut und bei schweren Störungen sogar erhebliche Gewichtsverluste mit faltiger Haut. Zudem bewegen sie sich weniger und sind oft quengelig.

Das Auge isst mit. Ein fröhlich verziertes Brot schmeckt Kindern besonders gut.

Fett-Therapie

Je früher die Diagnose, desto besser, betont der Mediziner, denn dann kann die Grundkrankheit möglichst rasch behandelt und auch die Ernährung umgestellt werden. Was bei anderen Kindern Fettpolster verursacht, ist zur Beseitigung des Defizits nur recht: kalorisches Anreichern der Nahrung durch Maltodextrin, Öl oder Sahne, Streichfette, Milchshakes, Eis, Schoko- und Müsliriegel, Kartoffelchips oder andere Energiehappen. „Statt in Eigenregie zu handeln, sollte die Umstellung jedoch der Kinderarzt vornehmen“, so Koletzko. Ratsam sei zudem das Vorbeugen. Das bedeutet, jegliche unnötige Diät gilt es zu meiden. Außerdem sollten die Mahlzeiten schmackhaft, appetitlich angerichtet und in positiver Atmosphäre gemeinsam eingenommen werden. Kurzum: Das Essen sollte allen Freude bereiten.

Anton Wilder