Wundheilung: Was tun damit Wunden gut verheilen?

Wenn Kinder spielen und toben, sind Schürfwunden und Verletzungen nicht weit. Eine Unachtsamkeit am Küchenherd – und schon ist die Kinderhand verbrüht. Unschöne Narben können die Folge sein. Auch Hauterkrankungen wie Windpocken oder Akne können bleibende Spuren hinterlassen. Doch richtig behandelt, müssen Narben nicht von Dauer sein.

Während oberflächliche Schürfwunden fast immer ohne Narbenbildung abheilen, müssen bei Verletzungen, die bis ins Unterhautfettgewebe reichen, hauteigene Reparaturmechanismen die Wunde mit Bindegewebsfasern auffüllen. Und diese werden als Narbe sichtbar. „Bei Narben handelt es sich um einen natürlichen Wundverschluss“, erklärt Professor Dr. Regina Fölster-Holst von der Universitäts-Hautklinik Kiel.

  • Um die Narbenbildung positiv zu beeinflussen, sollte so früh wie möglich mit der Behandlung begonnen werden. Am besten gleich, nachdem der Schorf sich vollständig gelöst hat bzw. – nach einer Operation –, sobald die Fäden gezogen worden sind.
  • Liegt die Narbe unter scheuernden Kleidungsstücken, sollte die Narbe mit einem Pflaster abgedeckt werden. Außerdem sollte man darauf achten, frisches Narbengewebe nicht erneut zu verletzen. Entzündungen während der Wundheilung führen vielfach zu deutlich sichtbaren Narben.
  • Narbenbehandlung erfordert Geduld. Zur Unterstützung der Wundheilung eignet sich ein Narbengel aus der Apotheke, das über einen Zeitraum von mindestens drei bis sechs Monaten zweimal täglich sanft in das Narbengewebe einmassiert wird.

Das Narbengewebe ist anfangs auffällig gerötet, verblasst später und bildet sich bei günstigem Verlauf nach und nach zurück. „Das Narbengewebe ist allerdings kein vollwertiger Ersatz für gesunde Haut“, so die Hautärztin. Haare, Talg- und Schweißdrüsen und auch die für die Hautbräunung zuständigen Melanozyten fehlen. Narbengewebe ist weniger elastisch und belastbar, kann spannen, schmerzen und jucken. Werden beim Wundverschluss zu viele Bindegewebsfasern gebildet, entstehen über das Hautniveau erhabene („hypertrophe“) Narben. Bei überschießender Produktion solcher Kollagenfasern kann das Narbengewebe über das Wundgebiet hinaus bis in die gesunde Haut wuchern, sogenannte Keloide entwickeln sich. Wird zu wenig Ersatzgewebe produziert, entstehen eingesunken wirkende („atrophe“) Narben.

„Wie ausgeprägt sich eine Narbe entwickelt, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab“, erläutert Professor Fölster-Holst weiter. Manche Menschen haben eine genetische Veranlagung zu verstärkter Narbenbildung. Eine wichtige Rolle spielt auch die Art der Wunde: Wunden mit glatten Rändern, die sorgfältig vernäht werden, hinterlassen kaum sichtbare Narben. Ungünstig sind dagegen ausgefranste, gequetschte oder verbrannte Wundränder.

Störungen der Wundheilung durch Verunreinigungen und Infektionen können die Narbenbildung ebenfalls verstärken. „Lassen Sie größere Verletzungen Ihres Sprösslings daher beim Facharzt versorgen“, empfiehlt Fölster-Holst. Auch Verbrennungen und Verbrühungen müssen ärztlich behandelt werden. „Aufgekratzte Windpocken oder Aknepusteln können ebenfalls Narben hinterlassen“, warnt die Hautärztin. Die richtige Behandlung der Hauterkrankung, besonders gegen Juckreiz und bakterielle Besiedelung, könne hier vorbeugen.

Ausgeprägte Narben: Mehr als nur ein kosmetisches Problem

Ausgeprägte Narben können Heranwachsende psychisch stark belasten. Doch nicht nur das: Wenn sich Narbengewebe im Lauf der Zeit verhärtet und schrumpft, kann dies gerade bei Kindern, die noch im Wachstum sind, zu erheblichen Beschwerden führen und die Beweglichkeit einschränken.

Die richtige Wundpflege

Doch so weit muss es nicht kommen. Die Narbenqualität lässt sich durch die frühzeitige Behandlung mit speziellen Narbengelen verbessern. Regelmäßig einmassiert, halten diese das Narbengewebe geschmeidig und können zu einer unauffälligen Narbenentwicklung beitragen sowie Spannungsgefühl, Juckreiz und Schmerzen lindern. Silikonpflaster können die Narbenbildung ebenfalls günstig beeinflussen. Bei ausgeprägten frischen Narben kann der Hautarzt eine übermäßige Kollagenproduktion hemmen, indem er das Gewebe mit Kortison unterspritzt. Auch eine Druckbehandlung kann eine überschießende Narbenbildung eindämmen.

Narbenbehandlung

Narben können sich durch UVStrahlung bräunlich verfärben. Frische Narben sollten mindestens ein Jahr lang durch Sunblocker vor starker Sonneneinstrahlung geschützt werden.

Haben sich bereits störende Narben gebildet, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, um die Hautoberfläche und das Gewebe zu verbessern. So lassen sich Narbenwucherungen mit Hilfe der Kryotherapie – einer Vereisung mit flüssigem Stickstoff – abtragen. Bei Aknenarben trägt ein Peeling mit Vitamin-A-Säure zur Verbesserung des Hautbildes bei. Zudem können in der Hautarztpraxis mittels Dermabrasion Narbenränder oberflächlich abgeschliffen werden, so dass die Haut glatter wirkt. Auch Laser werden in der Narbenbehandlung eingesetzt, gehören jedoch unbedingt in die Hand eines versierten Experten, betont Professor Fölster-Holst. Bei ausgedehnten Verbrennungsnarben sowie Narbenkontrakturen oder Verwachsungen, die die Beweglichkeit einschränken, kann eine operative Korrektur erforderlich sein.

Anton Wilder