Allergische Reaktionen auf Kosmetika
Verschiedene Cremes und Lotionen, Waschgele, Haarpflegemittel, Duftwässer, Schminkutensilien – in unseren Badezimmern findet sich ein Aufgebot an Kosmetikprodukten, die unsere Haut und Haare reinigen und pflegen, unser Aussehen verschönern und uns angenehm duften lassen sollen. Was wir uns mit diesen Mittelchen tatsächlich alles auf die Haut schmieren, wissen nur die wenigsten. Dabei kann der ein oder andere Inhaltsstoff für eine unangenehme Überraschung sorgen, wenn statt des erwünschten strahlenden Teints die Haut gerötet ist und sich juckende Bläschen zeigen.
Kontaktekzem
- Ein Kontaktekzem ist eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut (Kontaktallergie). Als Auslöser können je nach Lokalisation unterschiedliche Stoffe (Allergene) in Frage kommen. Besonders häufig finden sich Kontaktallergene in Duft-, Farb- und Konservierungsstoffen, in Metallen (Nickel, Chrom) oder in Bestandteilen von Pflanzen.
- Bevor es zu einer allergischen Reaktion mit den typischen Hautsymptomen kommt, findet durch den – zumeist wiederholten – Kontakt mit dem Allergen eine Sensibilisierung des Immunsystems statt. Nach der Sensibilisierungsphase ist das Immunsystem gewappnet und ergreift bei einem erneuten Kontakt mit diesem Allergen Abwehrmaßnahmen. Dabei werden Substanzen freigesetzt, die mit einer Verzögerung von 12 bis 72 Stunden die allergischen Symptome im umliegenden Gewebe auslösen. Eine Kontaktallergie ist nicht heilbar. Sie bleibt ein Leben lang bestehen.
- Ausschlaggebend dafür, ob ein potenziell allergieauslösender Stoff tatsächlich eine allergische Reaktion auslöst oder nicht, ist neben Dauer und Häufigkeit des Kontaktes der Hautzustand des Anwenders. Vorgeschädigte Haut hat eine deutlich höhere Sensibilisierungsbereitschaft.
Sie sollen pflegen und verschönern. Doch so manches Kosmetikprodukt enthält Substanzen, die bei wiederholter Anwendung Rötung und juckende Bläschen auf der Haut auslösen können.
Kontaktekzem durch Kosmetika
Vor allem Menschen mit einer eher trockenen und empfindlichen Haut neigendazu, ein allergisches Kontaktekzem zuentwickeln. Auslöser der Reaktion sind in den meisten Fällen einer oder mehrere der Hilfs- und Zusatzstoffe, die dafür sorgen sollen, dass die Kosmetika über einen längeren Zeitraum haltbar bleiben, die richtige Konsistenz, Stabilität, Farbe oder Duftnote besitzen, aber auch so manche pflanzlichen Wirkstoffe haben hautsensibilisierende Eigenschaften.
Mögliche Allergieauslöser
Kosmetische Mittel werden, bevor sie auf den Markt kommen, auf ihre Sicherheit und Verträglichkeit überprüft. Dennoch kann man vor einer allergischen Reaktion nicht sicher sein, denn ob ein Stoff in der Lage ist, ein Kontaktekzem auszulösen, lässt sich nicht im Labor feststellen, sondern kann nur an möglichst vielen Menschen ausgetestet werden. Man ist also auf Erfahrungswerte angewiesen. Durch jahrelange Beobachtung und Auswertung von Patientendaten gibt es mittlerweile jedoch eine Liste mit den häufigsten möglichen Allergieauslösern in Kosmetika.
Diese Liste führt die Gruppe der Duftstoffe an. Einige dieser Substanzen sind künstlich hergestellt, andere sind natürlichen Ursprungs und werden aus den in Pflanzen enthaltenen ätherischen Ölen gewonnen. Da sich ein Duft oftmals aus einer Kombination von bis zu 100 Einzelsubstanzen zusammensetzt, ist es schwierig, den tatsächlichen Auslöser der allergischen Reaktion zu identifizieren. Bekannt ist, dass beispielsweise die Duftstoffe aus Zimtöl, Eichenmoos und Nelkenöl ein hohes allergenes Potenzial besitzen.
Neben Duftstoffen sind vor allem einige Konservierungsstoffe sowie Farbstoffe in Haarfärbemitteln problematisch.
Allergietest
Wenn die Haut juckt und brennt und sich Ekzeme zeigen, sollten Sie einen Allergologen aufsuchen. Um den Verdacht auf eine Kontaktallergie zu bestätigen, wird der Arzt einige Hauttests mit den verdächtigten Allergieauslösern durchführen. Dazu werden Pflasterstreifen mit den verdächtigten Testsubstanzen in geeigneter Verdünnung auf den Rücken geklebt. Nach etwa zwei Tagen lassen sich die Reaktionen auf der Haut ablesen. Hat man tatsächlich ein Allergen (häufig auch mehrere) identifizieren können, hilft nur eines: Der Betroffene muss künftig alles meiden, was diese(n) Allergieauslöser enthält.
Wissen was drinsteckt
Pflanzen- und Naturkosmetik
Reine Pflanzen- und Naturkosmetik bedeutet nicht automatisch, dass diese Produkte stets gut vertragen werden. Allergische Reaktionen gegen Bestandteile von Pflanzen sind keine Seltenheit. So sind beispielsweise Arnika, Ringelblumen, Teebaumöl oder Perubalsam häufig in Cremes und Salben zu finden, da ihre Extrakte entzündungshemmend wirken. Gleichzeitig ist aber auch bekannt, dass bei längerer Anwendung eine Kontaktallergie gegen diese natürlichen Wirkstoffe auftreten kann.
Damit Verbraucher wissen, welche Inhaltsstoffe in den Kosmetikprodukten stecken, müssen sämtliche eingesetzten Stoffe in absteigender Reihenfolge ihrer Konzentration auf der Produktverpackung aufgelistet sein. Dies ist eine wertvolle Hilfe für Allergiker, die so nachlesen können, ob eine für sie problematische Substanz enthalten ist. Dafür müssen sie jedoch zumeist noch etwas Übersetzungsarbeit leisten. Um eine europaweit einheitliche Kennzeichnung durchzusetzen, hat man sich bei der Namensgebung der Inhaltsstoffe auf die international einheitliche INCIBezeichung (INCI ist die Abkürzung fürInternational Nomenclature Cosmetic Ingredients) geeinigt.
Dabei wird zumeist die Kurzversion ihrer chemischen Bezeichnung in englischer Sprache sowie bei pflanzlichen Inhaltsstoffen der lateinische Name verwendet. Wir können dann beispielsweise auf der Verpackung einer Handcreme Folgendes lesen: Ingredients: Aqua, Ethylhexyl Stearate, Glycerin, Glyceryl Stearate SE, Hydrogenated Coco-Glycerides, Cetearyl Alcohol, Chamomilla Recutita Extract … Dass Aqua die Bezeichnung für Wasser ist, dürfte manchem noch klar sein. Lateinkundige Botaniker können möglicherweise auch mit Chamomilla Recutita, der Kamille, etwas anfangen. Die meisten dieser Begriffe bleiben jedoch unverständlich.
Für den Allergiker ist deshalb der Allergiepass eine unverzichtbare Hilfe im Alltag. In diesen Pass trägt der Allergologe die Namen sämtlicher Substanzen ein, die im Allergietest zu einer Reaktion geführt haben. Diese lassen sich leicht den Namen der INCI-Liste zuordnen. So hat jeder Allergiker die Möglichkeit, sich vor dem Kauf seiner Kosmetika zu vergewissern, dass keiner seiner bislang bekannten Allergieauslöser enthalten ist.
Kritische Inhaltsstoffe meiden
Auch wer bislang Kosmetikprodukte gut vertragen hat, kann jederzeit eine Kontaktallergie gegen einen der Inhaltsstoffe entwickeln. Insbesondere Menschen mit einer empfindlichen oder vorgeschädigten Haut haben ein erhöhtes Risiko. Ihnen wird empfohlen, Produkte mit kritischen Inhaltsstoffen zu meiden, das heißt, die Kosmetika sollten frei von Parfüm, Konservierungs- und Farbstoffen sowie PEG-Emulgatoren sein. Wer unsicher ist, sollte sich von seinem Hautarzt beraten lassen. Er kennt die typischen Kontaktallergene und wird bei seinen Empfehlungen zur richtigen Pflege auch Hautzustand und Hautbeschaffenheit berücksichtigen.