Chronisches Handekzem

Handekzeme zählen zu den häufigsten Hauterkrankungen. Bei starker Ausprägung können die Betroffenen nicht richtig zugreifen und sind in ihren alltäglichen Aktivitäten massiv eingeschränkt.

Das chronische Handekzem steht an der Spitze berufsbedingter Hauterkrankungen. Besonders gefährdet sind Friseure, Bäcker, Floristen, Fliesenleger, Zahntechniker, Maschinisten, Metalloberflächenbearbeiter und Beschäftigte in Gesundheitsberufen. Ihre Hände kommen regelmäßig in Kontakt mit möglichen hautirritierenden und allergieauslösenden Substanzen. Zudem hantieren sie häufig mit Wasser, wodurch die Hautbarriere der Hände angegriffen wird.

Es betrifft alle Lebensbereiche: Wer seine Hände nur unter Schmerzen benutzen kann, ist enorm eingeschränkt: bei handwerklichen Arbeiten sowieso – aber auch im Alltag, beim Zugreifen, Anfassen oder bei Berührungen. Patienten mit einem Handekzem kennen diese Qualen. Die Haut ihrer Hände ist stark entzündet. Sie kann von juckenden Bläschen überzogen sein, die nässen und Krusten bilden, oder aber sie ist durch Trockenheit mit Schuppenbildung, starker Verhornung und schmerzhaften Einrissen gekennzeichnet. Die Ursachen für die Hautentzündung an den Händen sind nicht immer eindeutig. Vielmehr scheint ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren das Krankheitsgeschehen anzufachen. Sowohl Umwelteinflüsse als auch eine erbliche Veranlagung sind maßgeblich daran beteiligt.

Abhängig davon, welcher Faktor vorrangig für das Ekzem verantwortlich ist, unterscheidet man das kumulativ-toxische, das kontaktallergische und das atopische Handekzem.

Ein kontaktallergisches Ekzem kann auftreten, wenn die Hände wiederholt mit Substanzen in Kontakt kommen, gegen die eine Allergie besteht. Dies ist in vielen Berufen der Fall, in denen mit allergieauslösenden Arbeitsstoffen hantiert wird. Das Risiko steigt, wenn durch häufiges Waschen oder Feuchtarbeit die Schutzbarriere der Haut geschädigt ist, denn dadurch können Allergene leichter eindringen.

Aber auch der Kontakt mit anderen hautreizende Substanzen, insbesondere in Verbindung mit Wasser, kann zu einer Störung der Hautschutzfunktion führen und das Entstehen einer Entzündung begünstigen. In diesem Fall spricht man von einem kumulativ-toxischen Ekzem.

Als Atopie oder atopisch wird die erblich bedingte Überempfindlichkeit des Immunsystems bezeichnet, auf unterschiedlichste Umwelteinflüsse zu reagieren. Diese Veranlagung haben auch Neurodermitiker und Patienten, die unter Heuschnupfen und allergischem Asthma leiden. Häufig geht eine atopische Erkrankung mit einer erblich bedingten Störung der Hautschutzbarriere einher. Die Haut ist folglich besonders empfindlich. Sie reagiert leicht auf hautreizende und allergieauslösende Substanzen, wodurch der Entwicklung eines kumulativ-toxischen und kontaktallergischen Ekzems Vorschub geleistet wird.

Behandlung

„Basismaßnahmen wie Hautschutz und rückfettende Pflege, das Meiden von Allergenen und hautirritierenden Stoffen sowie eine adäquate topische Therapie sind Grundbausteine der Behandlung von Handekzemen.“

Während ein leichtes Handekzem unter angemessener hautfachärztlicher Therapie und Mitarbeit des Patienten zügig abheilt, geht ein schweres Handekzem mit ausgedehnten, beständigen und wiederkehrenden Hauterscheinungen einher. Etwa zwei bis vier Prozent der Handekzempatienten leiden unter schweren Formen. Bleibt ein solches Ekzem länger als drei Monate bestehen oder tritt es innerhalb eines Jahres mindestens zwei Mal auf, so wird es als chronisches Handekzem eingestuft. Die Behandlung eines chronischen Handekzems kann sehr aufwendig sein. Bewährt hat sich ein Therapieschema aus drei Komponenten, die abhängig vom Krankheitsverlauf, der Krankheitsdauer und dem Schweregrad stufenweise aufeinander aufbauen.

Stufe 1

Hautpflege, Hautschutz, Meidung der Auslösefaktoren

Grundbausteine der Behandlung jedes Handekzemtyps und -schweregrads sind eine nachhaltige Basispflege und Rückfettung der Haut mit duftstoff- und konservierungsstofffreien Cremes und Salben. Angepasst an die individuelle Hautbelastung müssen die Hände zusätzlich zum Beispiel durch das Tragen von Baumwollhandschuhen oder allergenarmen Kunststoffhandschuhen geschützt werden. Diese Maßnahmen sind auch vorbeugend wirksam und sollten deshalb nach Abheilung eines Handekzems fortgeführt werden.

Stufe 2

Äußerliche Behandlung

Die äußerliche Behandlung richtet sich unter anderem nach dem vorherrschenden Erscheinungsbild der Haut. Bei bläschenbildenden oder nässenden Ekzemen können austrocknende Maßnahmen wie Handbäder mit synthetischen Gerbstoffen oder fett-feuchte Umschläge den Juckreiz lindern. Liegt eine Verhornungsstörung mit Rissbildung vor, ist das vorrangige Ziel, die Haut wieder weicher und geschmeidiger zu machen. Dazu werden harnstoff- oder salicylsäurehaltige Präparate angewandt.

Zur Linderung der Entzündung gelten bei der äußerlichen Handekzemtherapie kortisonhaltige Cremes und Salben als Mittel der Wahl. Diese können gut wirksam sein und gehen in der Regel bei richtiger Anwendung nicht mit bedenklichen unerwünschten Wirkungen einher. Ist jedoch eine langfristige Behandlung notwendig, so erhöht sich das Risiko für das Auftreten von Nebenwirkungen. Eine mögliche Nebenwirkung ist zum Beispiel ein Dünnerwerden der Haut. Dies ist für Handekzempatienten besonders ungünstig, weil dadurch hautirritierende oder allergieauslösende Stoffe leichter eindringen und damit die Entzündungsreaktion weiter anstoßen beziehungsweise aufrechterhalten können. Im Einzelfall wird der Hautarzt entscheiden, ob besser kortisonfreie antientzündliche Cremes oder Salben angewandt werden. Diese enthalten sogenannte Calcineurininhibitoren (z. B. Tacrolimus), die auf das Immunsystem wirken und die Entzündungsreaktion hemmen. Dies ist insbesondere bei der Behandlung schwerer atopischer Handekzeme eine Therapieoption.

Zusätzlich kann eine Lichttherapie wirksam sein. Am häufigsten kommt die sogenannte PUVA-Therapie zum Einsatz. Dabei werden die Hände mit einer speziellen Creme, die die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöht, vorbehandelt und anschließend mit ultraviolettem Licht A (UV-A) bestrahlt. Nach jedem zweiten Behandlungstag muss ein Pausentag folgen, damit sich die Haut erholen kann. Insgesamt sollten über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen wöchentlich drei bis vier Bestrahlungen erfolgen. Für eine Langzeitanwendung ist die Lichttherapie aufgrund möglicher Risiken wie vorzeitiger Hautalterung oder chronischer Lichtschädigung der Haut nicht geeignet.

Stufe 3

Innere Therapie mit Tabletten

Schwere und chronische Verläufe des Handekzems, bei denen eine äußere Therapie keinen ausreichenden Erfolg zeigt, bedürfen zusätzlich zur Hautpflege und zum Hautschutz häufig auch einer innerlichen Therapie. Abhängig vom Hautzustand und dem Krankheitsverlauf wird der Dermatologe bestimmte Wirkstoffe in Tabletten- oder Kapselform verordnen. Im akuten, schweren Schub mit Bläschenbildung können kortisonhaltige Tabletten, auch in Kombination mit bestimmten Antibiotika, kurzfristig sehr hilfreich sein. Bei einem schweren atopischen Handekzem kann der Wirkstoff Ciclosporin, der für die Behandlung der schwer ausgeprägten Neurodermitis zugelassen ist, eingesetzt werden. Außerdem gibt es Hinweise zur Wirksamkeit von weiteren Substanzen, die zu einer Herunterregulierung der körpereigenen Abwehrkräfte führen und so in den Entzündungsprozess eingreifen. Diese Substanzen sind jedoch alle nicht für das Handekzem zugelassen.

Speziell für die innerliche Therapie des chronischen Handekzems ist erstmals seit November 2008 ein Medikament zugelassen. Dabei handelt es sich um eine Vitamin-A-verwandte Substanz, die auch natürlich im menschlichen Körper vorkommt. Dieser Wirkstoff kann die Entzündung lindern und die Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems abmildern. Er kann zur Behandlung von schweren Handekzemen aller Ursachen und Erscheinungsformen, die einen chronischen Krankheitsverlauf zeigen und auf äußerlich anzuwendende Kortisonpräparate nicht angesprochen haben, eingesetzt werden.

Seine Wirksamkeit sowie Verträglichkeit beim schweren chronischen Handekzem wurden vor der Zulassung in umfangreichen klinischen Untersuchungen überprüft und nachgewiesen. Die Erfahrungen aus der Praxis, die Ärzte und Patienten seit der Einführung vor über zwei Jahren machen konnten, bestätigen die Studienergebnisse. Es hat sich gezeigt, dass sich die Behandlung mit diesem Medikament, die über einen Zeitraum von etwa drei bis sechs Monaten erfolgt, bewährt. Vorsicht ist allerdings bei Frauen im gebärfähigen Alter geboten. Sie müssen einen Monat vor der Behandlung, während der Behandlung und bis einen Monat danach unbedingt eine Schwangerschaft ausschließen, da die Substanz eine Schädigung des ungeborenen Kindes verursachen kann. D. h., eine sichere Verhütung muss gewährleistet sein, zudem müssen monatliche Schwangerschaftstests ührt werden.

Individuelle Therapieplanung

Im Einzelfall ist der Krankheitsverlauf bei einem chronischen Handekzem nicht vorherzusehen und meist von Patient zu Patient verschieden. Wichtig ist, dass betroffene Patienten frühzeitig den Hautarzt für eine kompetente fachliche Beratung und Behandlung aufsuchen, damit schwere und langwierige Verläufe sowie eine belastende Beeinträchtigung für das Alltags- und Berufsleben vermieden werden können.

Anton Wilder