Damit asthmakranke Kinder in ihrem Alltag nicht allzu sehr beeinträchtigt sind, müssen sie die notwendige Behandlung konsequent einhalten. Außerdem sollten Lehrer und Betreuer wissen, was im Falle eines Asthmaanfalls zu tun ist.
Plötzlich spürt Ihr Kind eine beklemmende Enge und Stechen in der Brust. Es ringt nach Luft. Ein Asthmaanfall. Jetzt heißt es, schnell zu reagieren. Wo ist das Notfallmedikament? Wie heißt der behandelnde Arzt? Wer unter Asthma bronchiale leidet, sollte darauf vorbereitet sein, dass es unverhofft zu einer Verkrampfung der Muskulatur und Verengung der Bronchien kommen kann. Die Auslöse- und Verschlechterungsfaktoren sind vielfältig und individuell ganz verschieden. Infekte, Umweltschadstoffe wie Tabakrauch, Smog oder Ozon gelten als Auslöser, aber auch Wetterumschwünge, kalte Luft, körperliche Anstrengung oder innere Anspannung und Stress.
- Die Häufigkeit von Asthma hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen. In Deutschland sind derzeit zwischen 8 und 10 Prozent der Heranwachsenden betroffen. Bei 30 Prozent dieser Kinder treten die ersten Asthmasymptome bereits im ersten Lebensjahr auf. Über 80 Prozent entwickeln die Krankheit bis zur Einschulung.
Herbst und Winter sind für Asthmatiker eine besonders kritische Zeit. Schulkinder halten sich nun gemeinsam mit Klassenkameraden und Freunden größtenteils in Innenräumen auf. „Das erhöht das Risiko, sich mit Viren und Bakterien anzustecken, welche die Atemwege befallen und dann bei den betroffenen Patienten zu einer Verschlechterung des Asthmas führen können. Gerade Schnupfen- und Grippeviren treten in unseren Breitengraden bevorzugt im Winterhalbjahr wieder vermehrt auf“, erklärt Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Pneumologen (BdP) und praktizierender Lungenfacharzt im Lungenzentrum Ulm.
Asthma-Aktionsplan
Zur Vorbeugung gegenüber diesem erhöhten Asthmarisiko im Herbst sollten bestimmte Vorkehrungen getroffen werden. „Besonders empfehlenswert ist es, gemeinsam mit dem behandelnden Lungenfacharzt einen schriftlichen Asthma-Aktionsplan aufzustellen, in dem steht, was zu tun ist, wenn das Kind starke asthmatische Beschwerden bekommt“, rät Barczok. „Diesen Aktionsplan sollte das Kind immer bei sich tragen, so dass ihm auch im Notfall, wenn es selber nicht mehr fähig sein sollte zu sprechen, geholfen werden kann. Aber auch die Lehrer bzw. die Schule sollten zur Information vorab eine Kopie des Aktionsplans erhalten. Da sich die Art der Beschwerden bei Asthma und die jeweiligen Asthmaauslöser von Kind zu Kind stark unterscheiden können, sollte der Plan individuell für das betreffende Kind angeben, welche asthmaauslösenden Faktoren bekannt sind, welche Medikamente beim Auftreten von Beschwerden wie und wann einzunehmen sind und wer im Notfall unter welcher Telefonnummer zu benachrichtigen ist.“
„Asthma ist zwar nicht heilbar, man kann aber heutzutage fast jeden Asthmatiker medikamentös so einstellen, dass er gar nicht beziehungsweise nur noch selten unter asthmatischen Beschwerden zu leiden hat“, erläutert Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen. „Ein optimal versorgter Patient erwacht weder in der Nacht noch morgens mit Atemnot oder Husten – auch nicht gelegentlich. Er benötigt keine zusätzlichen Bedarfsmedikamente und ist bei keiner seiner alltäglichen Aktivitäten eingeschränkt – weder beim Sport, in der Arbeit beziehungsweise Schule noch im privaten Haushalt. Erst dann sprechen wir Lungenfachärzte davon, dass der betreffende Patient sein Asthma unter bestmöglicher Kontrolle hat.“
- Allerdings – das zeigen verschiedene Studien – haben ungefähr 60 Prozent der Asthmatiker ihre Erkrankung nicht hinreichend unter Kontrolle.
Check-up beim Lungenfacharzt
Auch wenn ein Kind aktuell keine Probleme mit seinem Asthma hat, sollte grundsätzlich einmal im Jahr ein Check-up beim Lungenfacharzt gemacht werden. Hierbei wird überprüft, ob das Asthma noch unter guter Kontrolle ist oder ob die medikamentöse Therapie eventuell optimiert werden muss. „Damit lässt sich sicherstellen, dass die richtigen Medikamente sowohl zu Hause als auch in der Schule in hinreichender Menge zur Verfügung stehen, so dass das Kind im Notfall stets versorgt werden kann“, betont Barczok. „Bei dieser Gelegenheit kann der Arzt auch feststellen, ob etwa Einschränkungen für bestimmte sportliche Aktivitäten bestehen, die zum Beispiel beim Schulsport zu berücksichtigen wären.“
Sport trainiert und kräftigt die Atemmuskulatur
Grundsätzlich sollten asthmakranke Kinder keineswegs vom Sport ferngehalten werden. Im Gegenteil – Dr. Andreas Hellmann, Vorsitzender des Bundesverbandes der Pneumologen, erklärt: „Sport spielt bei der Behandlung von Asthma eine wichtige Rolle. Neben der regelmäßigen Einnahme ihrer Medikamente brauchen gerade Kinder mit Asthma viel frische Luft in ihrer Lunge und eine kräftige Muskulatur, speziell eine kräftige Atemmuskulatur.“ Neueste Untersuchungen haben ergeben, dass regelmäßiger Sport die Lungenfunktion und die Leistungsfähigkeit von Asthmapatienten deutlich steigern kann. Immer vorausgesetzt, Kinder und Eltern halten sich konsequent an den Therapieplan, den der Lungenfacharzt aufgestellt hat. Denn er kann abschätzen, wie belastbar der kleine Patient ist, und entsprechende Maßnahmen empfehlen.