Bakterien, Pilze, Viren – unsere Haut ist Eintrittspforte für die verschiedensten Krankheitserreger. Besonders gute Chancen, die Hautbarriere zu überwinden, in tiefere Hautschichten einzudringen und Infektionen auszulösen, haben die Erreger, wenn unser Immunsys tem geschwächt oder die Hautoberfläche verletzt ist.
Krankheiten und Faktoren, die das Risiko für Hautinfektionen erhöhen
- Diabetes mellitus
- Krebserkrankungen
- Stoffwechselstörungen
- genetische Veranlagung
- Übergewicht
- ungesunde Ernährung, starker Alkohol-
- und Nikotinkonsum
- vermehrte Talgabsonderung der Haut
- starkes Schwitzen
- mangelnde Körperhygiene
Entstellende Pusteln, Beulen, Pocken, schuppende und entzündete Haut – noch bis ins späte 19. Jahrhundert wurden Menschen, die an sichtbaren Hautveränderungen litten, wie Aussätzige behandelt. Die Erfahrung hatte gelehrt, dass viele dieser Krankheiten hoch ansteckend sind, sich schnell verbreiten und zudem häufig keine Chance auf Heilung bestand. Erst als Wissenschaftler erkannten, dass oftmals mikroskopisch kleine Organismen die Verursacher der Seuchen sind, und es gelang, diese nachzuweisen, zu identifizieren und in der Folge Arzneimittel und Impfungen dagegen zu entwickeln, verloren viele Erkrankungen ihren Schrecken.
Infektionserreger
Der deutsche Arzt Johann Lukas Schönlein war 1839 der Erste, der einen Mikroorganismus für eine Erkrankung des Menschen verantwortlich machte. Er fand heraus, das Erbgrind, eine ansteckende Hautkrankheit bei Menschen, die vorzugsweise die Kopfhaut befällt, durch einen Fadenpilz ausgelöst wird. Ihm zu Ehren trägt dieser Pilz auch heute noch den Namen Achorion schoenleinii. Rudolf Virchow, ein Schüler Schönleins, setzte die Forschungen auf dem Gebiet der Pilzinfektionen fort. Von ihm stammt die Krankheitsbezeichnung Mykose.
Hygiene – Kampf gegen Infektionen
- Mit den neuen Erkenntnissen über die Bedeutung von Bakterien und Viren bei der Verbreitung von Krankheiten erfassten die Wissenschaftler auch den Stellenwert der Hygiene zur Vorbeugung von Infektionskrankheiten. Louis Pasteur erkannte, dass Krankheits- und Fäulniserreger durch Hitze abgetötet werden. Das kurzzeitige Erhitzen von Substanzen auf 60 bis 90 °C zur Abtötung von Keimen wird deshalb als Pasteurisieren bezeichnet. Es wird u. a. zur Haltbarmachung von Lebensmitteln angewandt, da auch Lebensmittelverderber wie Milchsäurebakterien und Hefen sowie viele krankheitserregende Bakterien wie Salmonellen die Hitzeeinwirkung nicht überstehen.
Einige Jahre später kamen der französische Chemiker und Biologe Louis Pasteur und der deutsche Arzt und spätere Nobelpreisträger Robert Koch einer weiteren Gattung von Krankheitserregern auf die Spur, den Bakterien. Robert Koch war es, der 1876 als Erster das Bacillus anthracis als Erreger für Milzbrand entdeckte. Wenig später konnten weitere krankheitserregende Bakterien als Verursacher von z. B. Typhus, Tuberkulose, Diphtherie und Tetanus identifiziert werden.
Allerdings war den Wissenschaftlern schon bald klar, dass es neben der großen, nicht absehbaren Anzahl unterschiedlicher Bakterien noch weitere, deutlich kleinere Krankheitserreger geben muss. Diesen Erregern ist es offensichtlich möglich, bakteriendichte Filter zu passieren, außerdem haben sie andere Vermehrungs- und Ausbreitungsmechanismen. Der erste Nachweis solcher als Viren bezeichneten Mikroorganismen gelang erst Ende des 19. Jahrhunderts.
Heute kennt man eine große Anzahl verschiedener Gattungen von Pilzen, Bakterien und Viren und kann die unterschiedlichen Mechanismen ihrer schädigenden Wirkung sowie ihre Verbreitungswege weitgehend erklären. Allerdings – darin sind sich die Experten einig – hat man bislang wohl erst einen Bruchteil der existierenden Erreger entdeckt und systematisiert.
Hautinfektionen
Ob und in welchem Maße die Krankheitserreger den menschlichen Organismus schädigen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Gattung und Aggressivität der Erreger spielt vor allem die Anfälligkeit des Menschen eine Rolle. Vielen Mikroorganismen dienen Haut und Schleimhäute als Eintrittspforte, über die sie in den Körper gelangen und ihre Zielzellen erreichen. Einige greifen die Haut oder deren Anhangsgebilde, also Haare, Nägel, Schweiß- und Talgdrüsen, direkt an und verursachen Hautinfektionen.
Schwere Hautinfektionen treten bei gesunden Menschen selten auf. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt, der natürliche Säureschutzmantel der Haut gestört oder die Hautoberfläche verletzt, so steigt das Risiko für heftige Entzündungen.
Hautinfektionen durch Pilze
Bei Hautpilzerkrankungen sind zumeist Dermatophyten, die zur Gruppe der Fadenpilze gehören, im Spiel. Pilzinfektionen der Haut können sämtliche Körperregionen befallen. Sie werden medizinisch als Tinea bezeichnet. Je nachdem, wo sie auftreten, spricht man zum Beispiel von Tinea pedis (Fußpilz), Tinea manuum (Handpilz), Tinea capitis (Kopfpilz), Tinea unguium (Nagelpilz) oder, wenn größere Hautflächen befallen sind, von Tinea corporis.
Die häufigste Pilzinfektion ist der Fußpilz. Er breitet sich mit Vorliebe in den Zehenzwischenräumen aus und wird durch feuchte, kalte Füße begünstigt. Als Folge einer sich ausbreitenden Fußpilzinfektion kann sich ein Nagelpilz entwickeln. Die befallenen Nägel verfärben sich weißlich-gelb, verdicken sich, heben sich von der Nagelplatte ab und werden krümelig.
Beim Kopfpilz bilden sich rundliche, haarlose und schuppende Areale. Dringt die Infektion tiefer in das Gewebe ein, können sich die befallenen Haarwurzeln entzünden. Hier werden auch später keine Haare mehr wachsen.
Typische Symptome der Tinea corporis sind große, runde, rote Flecken, die sich entzünden können, mit feinen Rissen durchzogen sind und leicht schuppen. Besonders häufig leiden Kinder darunter, da der Pilz insbesondere durch Tiere, z. B. Meerschweinchen, Katzen und Hunde, übertragen wird.
Neben Pilzerkrankungen der Haut treten zunehmend Pilzerkrankungen der Schleimhäute, wie z. B. Candidosen oder Mundsoor, auf. Hier sind Hefepilze die Auslöser.
Behandlung von Hautpilzerkrankungen
Allen Hautpilzerkrankungen gemeinsam ist, dass sie nicht von alleine ausheilen. Auch wenn es Phasen gibt, in denen die befallenen Hautflächen weniger jucken oder die Rötung sogar ganz zurückgeht, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Pilz immer noch vorhanden ist. Es gibt spezielle Medikamente, so genannte Antimykotika, die das Pilzwachstum hemmen. Abhängig von der Infektionsart und -schwere kommen Mittel zur äußerlichen Anwendung oder zur inneren Therapie zum Einsatz. Zusätzlich sollten alle Faktoren, die den Hautpilz begünstigen und eine Neuinfektion verursachen könnten, vermieden werden. Das heißt: die Haut immer trocken und möglichst gut belüftet halten. Kleidung mit einem hohen Anteil an Kunstfasern ist ebenso wenig geeignet wie im Falle von Fußpilzerkrankungen Gummistiefel oder Turnschuhe.
Außerdem ist die richtige Hygiene wichtig. Übertrieben häufiges Waschen der Haut ist mitunter allerdings eher schädlich, da z. B. durch Seife der natürliche Säureschutzmantel der Haut angegriffen wird und Pilze leichter in die Hautschichten eindringen können. Da Pilze hohen Temperaturen nicht standhalten können, sollten Wäschestücke, die Kontakt zu den infizierten Hautstellen hatten, wie etwa Unterwäsche, Strümpfe oder Handtücher, möglichst täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
Hautinfektionen durch Bakterien
Kleinblasige Impetigo
Die häufigste bakterielle Hautkrankheit, die vor allem Kinder betrifft, ist die Grindflechte, auch Eiterflechte oder medizinisch Impetigo vulgaris genannt. Bei dieser Infektion bilden sich kleine Bläschen, die sehr schnell aufplatzen und eine gelbliche bis durchsichtige Flüssigkeit entleeren. Anschließend entstehen auf den geröteten Hautflächen scharf begrenzte Krusten.
Patienten, die unter Furunkeln oder Abszessen leiden, sind mit Staphylokokken infiziert, die eine Entzündung des Haarbalgs ausgelöst haben.
Die Wundrose, medizinisch Phlegmone, wird durch Bakterien verursacht, die infolge äußerer Verletzungen bis in die tieferen Hautschichten vordringen können. Die Infektion breitet sich dann entlang der Muskeln und Sehnen aus. Häufig kommt es zu einer offenen und großflächigen Eiterbildung, starken Schwellungen, Fieber und einem allgemeinen Krankheitsgefühl.
Nicht zu verwechseln mit Fußpilz ist die bakterielle Fußinfektion. Für diese Entzündung, die zumeist in den Zehenzwischenräumen bei gestörter Hautflora oder kleinen Hauteinrissen entsteht, sind Streptokokken verantwortlich. Auch die Strahlenpilzkrankheit wird, anders als ihr Name vermuten lässt, nicht durch einen Pilz ausgelöst, sondern ist eine bakterielle Hauterkrankung. Sie tritt vor allem im Mund- und Halsbereich infolge eines Abszesses oder einer Zahn entzündung auf. Es bilden sich unterhalb der geröteten Haut feste Knoten, die sich zu eitrigen Abszessen entwickeln können.
Behandlung bakterieller Hauterkrankungen
Zur Therapie bakterieller Hauterkrankungen muss zunächst der Erreger genau bestimmt werden. Dies geschieht meist durch einen Wundabstrich. Wenn nötig, werden die eitrigen Entzündungen aufgeschnitten und gesäubert. Anschließend werden Antibiotika verabreicht, die in Form von Salben auf die betroffenen Hautflächen aufgetragen, mitunter aber auch als Tabletten eingenommen werden. Weitere wichtige Maßnahmen sind eine intensive Hautpflege und regelmäßige Desinfektion.
Hautinfektionen durch Viren
Auslöser viraler Hautinfektionen sind vor allem Erreger aus der Familie der Herpesviren. Herpesviren dringen durch kleinste Haut- oder Schleimhautverletzungen in den Körper ein, wandern von den Schleimhäuten über die Nervenbahnen zu den Nervenwurzeln und siedeln sich dort als Dauergast an. Die Erstinfektion verläuft häufig ohne Krankheitssymp tome. Sobald das Immunsystem geschwächt ist – z. B. durch fieberhafte Infekte, Erkältungskrankheiten, Stress, hormonelle Faktoren oder UV-Strahlung –, können die Viren aktiv werden und zu ganz unterschiedlichen Erkrankungen führen.
Ist umgangssprachlich von Herpes die Rede, so ist in der Regel der Herpes simplex gemeint. Er wird nochmals unterschieden in Typ 1 und Typ 2. Herpes simplex Typ 1 bleibt zumeist auf das Gesicht und hier insbesondere auf den Mundbereich begrenzt (Lippenherpes = Herpes labialis). Das Virus wird als Tröpfcheninfektion durch direkten Kontakt, z. B. einen Kuss, oder durch Schmierinfektion übertragen. Hierzu reicht das Berühren der infi zierten Stelle oder das Benutzen des gleichen Trinkglases. Die Typ-2-Variante betrifft vor allem die Geschlechtsteile (Herpes genitalis). Eine Infektion erfolgt vorwiegend genital.
Zur Familie der Herpesviren gehört auch das Varizella-Zoster-Virus. Es ist Auslöser der Gürtelrose. In der Kindheit verursacht das Varizella-Zoster-Virus die Windpocken und verbleibt nach deren Abklingen im Körper, wo es in bestimmten Bereichen des Nervensystems überlebt. Die Gürtelrose ist die Folge einer Reaktivierung dieser im Körper schlummernden Varizella-Zoster-Viren, ausgelöst durch Stress oder ein geschwächtes Immunsystem, in seltenen Fällen auch durch Sonneneinwirkung.
Behandlung viraler Hauterkrankungen
Es gibt keine Möglichkeit, die im Körper lauernden Viren wirkungsvoll zu bekämpfen. Die Therapie beschränkt sich nach Ausbruch der Erkrankung auf die Behandlung der Symptome. Dazu werden schmerzstillende, desinfi zierende und antiviral wirkende Salben für die Haut beziehungsweise Mundspülungen bei Befall der Mundschleimhaut, Sitzbäder und Lotionen bei Befall im Genitalbereich verabreicht.