Nagelpilz vorbeugen: Gesunde und gepflegte Nägel

Pilzinfektionen an den Finger- und Fußnägeln, medizinisch als Onychomykosen bezeichnet, sind mehr als ein kosmetisches Problem. Unbehandelt kann Nagelpilz zur völligen Zerstörung der Nagelplatte führen. Außerdem besteht die Gefahr, dass sich die Infektion ausbreitet und weitere noch gesunde Nägel und auch die Haut befällt.

Bunt lackiert und mit Mustern verziert – manche Finger- und Fußnägel werden aufwendig in Szene gesetzt und sind wahre Hingucker. Andere fristen ein eher kümmerliches Dasein und werden lieber versteckt gehalten. Insbesondere dann, wenn sie nicht glatt und gleichmäßig gewachsen, sondern verdickt, spröde, gelblich verfärbt und brüchig sind. Solche Nagelveränderungen oder -verfärbungen sind jedoch nicht nur ein kosmetisches Problem. Vielmehr können sie ein Hinweis auf eine Nagelpilzerkrankung sein.

Pilzinfektionen der Nägel zählen zu den häufigsten Pilzerkrankungen. Rund fünf Prozent der Bevölkerung begeben sich deswegen in ärztliche Behandlung, allerdings liegt die geschätzte Zahl der Betroffenen etwa vier- bis fünfmal so hoch.

  • Nägel sind nicht nur eine Zierde an Händen und Füßen, sondern auch ein komplexes Organ mit wichtigen Aufgaben: Die Nagelplatte besteht aus Hornzellen und schützt das darunterliegende Nagelbett. Die Hornplatte wird ständig von der Nagelwurzel her erneuert, indem kontinuierlich neu gebildete Zellen nach und nach verhornen und über das Nagelbett nach vorn geschoben werden. Die Wachstumszone, fachsprachlich: Matrix, ist als hellerer Halbmond sichtbar. Die Nägel verbessern als Widerlager für die Finger- und Zehenenden das Tasten sowie die Wahrnehmung möglicher Verletzungsgefahren und erleichtern feinmotorische Tätigkeiten der Hände.

Infektionsrisiko mit Pilzsporen

Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Haut und insbesondere unsere Füße mit den Krankheitserregern in Kontakt kommen, ist groß. Pilze mögen es feucht und warm. Ideale Wachstumsbedingungen finden sie z. B. in Schwimmbädern und Umkleide- und Duschkabinen von Sportanlagen. Wer in diesen Einrichtungen barfuß herumläuft, kann sich ganz schnell anstecken. Noch aus einem weiteren Grund zählen Sportler zur gefährdeten Personengruppe. In schweißnassen Turn- und Sportschuhen, die wenig luftdurchlässig sind, vermehren sich die Pilze besonders gut. Die kleinsten Hautverletzungen, entstanden beispielsweise durch leichtes Scheuern oder Reibung des Schuhs, stellen dann eine ideale Eintrittspforte für die Pilze dar. Bei einer Untersuchungsreihe an mehreren Sporthochschulen in Deutschland wurde bei bis zu 90 Prozent der Sportler eine Pilzinfektion der Füße und Fußnägel festgestellt.

Ein erhöhtes Risiko, dass sich ein Pilz einnistet, haben überdies Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr. Diese kann begleitend oder infolge bestimmter Erkrankungen und Verletzungen, z. B. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen oder auch wiederholter Verletzungen des Nagels oder des Nagelhäutchens, auftreten.

Um zu verhindern, dass sich die Infektion weiter ausbreitet, muss eine Nagelpilzerkrankung möglichst früh behandelt werden. Ansonsten können die in den Nagel eingedrungenen Pilze die Nagelzellen komplett zerstören, so dass sich schließlich die Nagelplatte aus dem Nagelbett ablöst. Zudem sind auch Familienmitglieder und Mitsportler weiterhin einem hohen Risiko ausgesetzt.

Diagnose

Wer erste Anzeichen für eine Infektion – das sind die eingangs beschriebenen Nagelverfärbungen und Veränderungen der Nagelstruktur – bemerkt, sollte einen Arzt aufsuchen. Im frühen Stadium der Erkrankung lässt sich der Pilzbefall noch relativ leicht in den Griff bekommen, zumal meist nur einzelne Nägel betroffen sind.

Der Arzt wird zunächst untersuchen, ob tatsächlich eine Pilzinfektion für die Nagelveränderung verantwortlich ist. Dazu wird er den veränderten Nagel so weit es geht zurückschneiden und die abgeschnittenen Nagelpartikel mikroskopisch untersuchen. Durch das Anlegen einer Pilzkultur, bei der der Pilz auf einem Nährboden über mehrere Wochen gezüchtet wird, ist es möglich zu erkennen, um welche Art Pilz es sich handelt. Bei etwa drei Viertel der Betroffenen sind Dermatophyten, bei rund 15 Prozent Hefepilze die Verursacher. Sehr viel seltener können Schimmelpilze die Nägel infizieren.

Behandlung

Sofern maximal die Hälfte der Nagelplatte und noch nicht die Nagelmatrix befallen ist, kann der Nagelpilz oberflächlich mit lokalen pilzabtötenden Mitteln, sogenannten Antimykotika, behandelt werden, die man in Form von Tinkturen, Gelen, Cremes oder medizinischem Nagellack auftragen kann. Diese Behandlung muss so lange durchgeführt werden, bis ein komplett gesunder Nagel nachgewachsen ist. Und da Fußnägel sehr langsam wachsen, dauert es bis zur Heilung ein gutes Jahr.

Sind sehr viele Nägel betroffen bzw. ist die Nagelmatrix bereits angegriffen oder schlägt die lokale Therapie nicht an, kann eine systemische Therapie notwendig sein. Dabei wird der Wirkstoff gegen den Pilz in Form von Tabletten eingenommen und über das Blut zu den pilzinfizierten Stellen transportiert. Der Nachteil einer solchen systemischen Therapie sind die damit verbundenen möglichen Nebenwirkungen.

Eine weitere Therapiemöglichkeit bietet eine spezielle Laserbehandlung, die in einigen dermatologischen Praxen angeboten wird. Der Dermatologe Dr. Thomas Proebstle hat in seiner Privatklinik in Mannheim mit der neuartigen CoolBreeze-Laseranwendung sehr gute Erfahrungen gemacht. Bei diesem Verfahren wird der Nagel und somit gleichzeitig das Pilzgewebe auf Temperaturen zwischen 45 und 60 °C erhitzt. In der Folge stirbt der Schädling ab. „Bei der Bekämpfung von Nagelpilzen liegt ein großer Vorteil darin, dass die vitalen Pilzbestandteile hitzeempfindlicher sind als die umliegenden Zellen. Zudem ist die Nagelplatte selbst ‚totes‘ Gewebe, so dass die Hitze im Inneren derselben gar nicht wahrgenommen wird“, erklärt Proebstle. Die Laserbehandlung dauert ungefähr 15 Minuten. Um alle Pilzsporen abzutöten, sind normalerweise 3 bis 4 Sitzungen, die in einem Abstand von einem Monat durchgeführt werden, ausreichend.

Risikofaktoren für Nagelpilz

  • enge, luftundurchlässige Schuhe, in denen man leicht schwitzt, beispielsweise Turnschuhe oder Gummistiefel
  • Verletzungen des Nagels oder des Nagelhäutchens
  • Durchblutungsstörungen, die unter anderem Ursache von kalten Füßen sind
  • Erkrankungen des Stoffwechsels, wie beispielsweise Diabetes
  • geschwächtes Immunsystem

Nagelpilz vorbeugen

  • bequeme Schuhe aus möglichst luftdurchlässigem Material
  • regelmäßiges Auslüften der Schuhe, insbesondere der Sportschuhe
  • kein Barfußlaufen in öffentlichen Bädern, sondern stets Badeschlappen tragen
  • Füße nach dem Duschen oder Baden gut abtrocknen
  • tägliches Strümpfewechseln
  • regelmäßig Finger- und Fußnägel auf mögliche Veränderungen untersuchen

Geduld und Disziplin

Bei allen Behandlungsverfahren wird vom Patienten Geduld und auch Disziplin gefordert. Bis ein erster Therapieerfolg sichtbar wird, dauert es mehrere Monate, denn der erkrankte Nagel muss erst herauswachsen. Pilze sind sehr hartnäckig. Das bedeutet: Unterbricht man die Therapie oder beendet man sie vorzeitig, so hat der Pilz Gelegenheit, sich zu erholen, und kann sich erneut ausbreiten.

Um einer Neuinfektion vorzubeugen, sollte man begleitend zur therapeutischen Maßnahme sämtliche Wäschestücke und Schuhe, die mit den Pilzen in Kontakt gekommen sind, bei möglichst hohen Temperaturen waschen. Bei 90 °C werden fast alle Pilze und Pilzsporen abgetötet. Schuhe können mit einem speziellen, gegen Pilze wirksamen Puder behandelt werden. Außerdem sollte man überall dort, wo Hautpilze lauern könnten, auf besondere Hygiene achten. Das bedeutet: In Sport-, Schwimmund Saunaanlagen sollte man besser Schuhe und Badeschlappen tragen, die Füße nach jedem Waschen gut abtrocknen und die Nägel sorgsam pflegen. Denn sind die Nägel trocken, spröde und rissig, können Krankheitserreger wie Hautpilze leichter eindringen.

Anton Wilder