Schwangerschaft und Allergie – Gesundheit für Mutter und Kind

Neun Monate ohne die gewohnten Medikamente auszu kommen ist für viele Allergikerinnen unvorstellbar. Eine dauerhaft verstopfte Nase, geschwollene Augen und ständige Angst vor dem nächsten Asthmaanfall sind sicherlich nicht die idealen Voraussetzungen für eine entspannte Schwangerschaft. Doch auch Schwangere sind einer Allergie nicht hilflos ausgeliefert. Sie können während der Schwangerschaft ihre Beschwerden minimieren, ohne ihrem Kind zu schaden.

Übelkeit, Erbrechen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Wassereinlagerungen – über vieles tröstet die Gewissheit hinweg, dass all diese Beschwerden nur von begrenzter Dauer sind. Was aber, wenn noch ein heftiger Allergieschub hinzukommt?

Es gibt durchaus Maßnahmen, die die Wahrscheinlichkeit verringern, dass sich während der Schwangerschaft eine vorhandene Allergie verschlimmert. Einen Versuch ist es allemal wert.

Auch Schwangere sind einer Allergie nicht hilflos ausgeliefert. Sie können während der Schwangerschaft ihre Beschwerden minimieren, ohne ihrem Kind zu schaden.

Allergene meiden

Bei leichteren allergischen Symptomen sollte man zunächst versuchen, ohne Medikamente auszukommen und mögliche Allergenquellen zu meiden. Das heißt: Wenn die Pollen fliegen, halten Sie lieber die Fenster geschlossen. Stehen angesichts des erwarteten Familienzuwachses Umräumarbeiten in der Wohnung an, so ist dies eine gute Gelegenheit, um Staubfänger wie Teppiche oder Stoffvorhänge aus dem Wohnumfeld zu verbannen. Zweifelsohne ist die Minimierung der Allergenbelastung die beste Strategie, da hierbei keinerlei Nebenwirkungen zu erwarten sind.

Gesunde Ernährung

Eine ausgewogene, vollwertige Ernährung, ohne Zigaretten und Alkohol, trägt wesentlich zu einer gesunden Schwangerschaft und zur gesunden Entwicklung des Kindes bei. Bei einer diagnostizierten Nahrungsmittelallergie kann eine allergenarme Diät notwendig sein. Um Mangelerscheinungen zu vermeiden, sollte eine solche Diät in der Schwangerschaft aber nur nach Rücksprache mit dem Arzt begonnen werden.

Stress vermeiden

  • Ein paar Tage Ruhe und Entspannung können viele Beschwerden verringern und damit den Einsatz von Medikamenten reduzieren oder überflüssig machen. Wenn die innere Ruhe partout nicht einkehren will, helfen Entspannungstechniken, die häufig auch in den Geburtsvorbereitungskursen vermittelt werden.

Auch Stressvermeidung gehört zum Allergiepräventionsprogramm. Unter Stress reagiert unser gesamtes Immunsystem empfindlicher – auf Krankheitserreger ebenso wie auf Allergene. Auch Frauen, die früher niemals ihr Arbeitspensum aufgrund der Allergie zurückgefahren haben, sollten sich dies jetzt gut überlegen. Ein paar Tage Ruhe und Entspannung können viele Beschwerden verringern und damit den Einsatz von Medikamenten reduzieren oder überflüssig machen. Wenn die innere Ruhe partout nicht einkehren will, helfen Entspannungstechniken, die häufig auch in den Geburtsvorbereitungskursen vermittelt werden. Vielerorts werden beispielsweise Yogakurse für Schwangere angeboten.

Medikamente in der Schwangerschaft

Dennoch ist die Arzneimitteleinnahme in der Schwangerschaft manchmal unvermeidbar, da unbehandelte Erkrankungen oftmals gefährlicher sind als mögliche Nebenwirkungen der Medikamente. Wer zum Beispiel auf Insektengift allergisch reagiert, darf gerade in der Schwangerschaft keinen allergischen Schock riskieren. Das heißt, während der Insektenflugzeit muss die schwangere Allergikerin ihr Notfallset stets einsatzbereit bei sich haben, um es im Ernstfall anzuwenden.

Auch Asthmapatientinnen müssen während der Schwangerschaft ihre Krankheit unter Kontrolle halten. Das Risiko für sich und das Ungeborene wäre viel zu hoch, würde die Therapie plötzlich abgebrochen. Denn wenn infolge eines schlecht behandelten Asthmas der Sauerstoffgehalt im mütterlichen Blut sinkt, wirkt sich dies direkt auch auf den Sauerstoffgehalt des Blutes des Ungeborenen aus. Dadurch sind seine Entwicklung, sein Wachstum und Überleben gefährdet.

Auch für die Mutter stellt ein akuter Asthmaanfall ein Risiko dar. Das Herz-Kreislauf-System ist durch die Schwangerschaft ohnehin stark beansprucht. Der durch einen Asthmaanfall hervorgerufene Sauerstoffmangel könnte hier leicht zu einer lebensbedrohlichen Überlastung führen. Verordnete Medikamente müssen deshalb unbedingt konsequent eingenommen werden. Das Risiko möglicher Arzneimittelnebenwirkungen für Kind und Mutter ist geringer als das Risiko eines unkontrollierten Asthmas, zumal langjährige Beobachtungen zeigen, dass die meisten Asthmamedikamente keine Gefährdung für den Fötus darstellen. Allerdings sind bei der Therapie grundsätzlich inhalative Medikamente der Einnahme von Tabletten vorzuziehen.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt

Wichtig ist, dass Sie jede Medikamenteneinnahme mit dem behandelnden Arzt besprechen und kritisch überlegen, ob und in welchen Situationen Medikamente erforderlich sind. In der Schwangerschaft eingenommene Substanzen können den Embryo direkt beeinflussen oder auch Auswirkungen auf die Plazenta und damit auf die Versorgung des Ungeborenen haben. Außerdem können Arzneimittel zu Stoffwechselveränderungen im Körper der Mutter führen, was sich zum Beispiel auf die Eisenaufnahme oder den Blutzuckerspiegel auswirken kann.

„Im Einzelfall sollte der Arzt die Medikamente wählen, deren Unbedenklichkeit am zuverlässigsten dokumentiert ist“, so Prof. Dr. med. Gerhard Schultze- Werninghaus, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Klinische Immunologie (DGAKI). Aus diesem Grund wird während der Schwangerschaft zumeist älteren Medikamenten der Vorzug gegeben. Aus ethischen Gründen sind Studien zur Verträglichkeit neuer Medikamente bei Schwangeren niemals möglich. Alle Erkenntnisse über mögliche Nebenwirkungen eines Medikaments während der Schwangerschaft sind nur rückblickende Auswertungen von Fällen, in denen Schwangere dieses Medikament eingenommen haben. Je länger ein Medikament auf dem Markt ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass noch unbekannte unerwünschte Nebenwirkungen für Mutter und Kind auftreten.

Anton Wilder