Allergiekarriere verhindern

Es beginnt mit Neurodermitis und endet mit allergischem Asthma und Heuschnupfen. So könnte eine typische Allergiekarriere aussehen. Tatsächlich zeigt sich immer wieder, dass Kinder, die eine erbliche Veranlagung für die Entwicklung von Allergien haben, aus der einen allergischen Erkrankung „herauswachsen“ und dann aber eine andere Form der Allergie entwickeln. Vorbeugende Maßnahmen und der frühzeitige Beginn von Therapien sollen diese Entwicklung verhindern und Kindern den Weg auf der Karriereleiter ersparen.

Der Start: Neurodermitis und Nahrungsmittel

Die Neurodermitis, bezeichnet auch als atopisches Ekzem, setzt üblicherweise den Startpunkt in der Abfolge der allergischen Erkrankungen. Im zweiten oder dritten Lebensmonat entwickeln sich nach anfänglichen Rötungen gelblich weiße Schuppen und Bläschen, die sich beim Säugling zunächst hauptsächlich im Gesicht und auf der Kopfhaut zeigen. Später, im Kindergartenund Schulalter, sind vor allem Kniekehlen, Ellbeugen und Handgelenke betroffen. Bei vielen Kleinkindern geht die Neurodermitis mit einer Nahrungsmittelallergie einher, das bedeutet u. a., dass bestimmte Nahrungsmittel einen Krankheitsschub provozieren. Dafür bekannte Nahrungsmittelallergene sind Milch- und Hühnereiweiß, Soja, Weizen, Fisch oder Nüsse.

Etwa 17 Prozent aller Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden an einer der allergischen Erkrankungen Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Neurodermitis tritt mit zunehmendem Alter der Kinder seltener, Asthma und Heuschnupfen hingegen treten häufiger auf.

Häufig bessern sich mit zunehmendem Alter die Beschwerden der Neurodermitis und lassen in der Pubertät sogar ganz nach. Auch die allergieauslösenden Nahrungsmittel werden wieder vertragen. Von einer Heilung kann dennoch keine Rede sein, vielmehr handelt es sich um mehr oder weniger lange Phasen der Symptomfreiheit. Außerdem bleibt die Neigung zu Allergien ein Leben lang und es besteht die Gefahr, dass sich die Erkrankung verlagert.

Phasen 2 und 3: Asthma bronchiale und Heuschnupfen

  • Vermeiden Sie den frühen Kontakt Ihres Kindes mit potenziellen Allergenen und verhindern Sie so eine Sensibilisierung des Immunsystems. Man spricht von Sensibilisierung, wenn das Immunsystem nach dem Erstkontakt mit einem Fremdstoff spezielle Antikörper gebildet hat, so dass es bei einem erneuten Kontakt sofort mit Abwehrmaßnahmen reagieren kann.

Bei einigen der Neurodermitiskinder bekommt die Allergiekarriere im Vorschulalter eine neue Richtung. Jetzt gewinnen Allergene an Bedeutung, die über die Atemluft aufgenommen werden. Pflanzenpollen, Hausstaubmilben, Tierhaare oder Schimmelpilze lösen eine allergische Reaktion aus, die sich in Form einer Entzündung der Bronchialschleimhaut äußert und zu Hustenreiz und Atemnot führt. Die Diagnose lautet: allergisches Asthma bronchiale. Greifen die Allergene die Schleimhäute der oberen Atemwege an, kommt es zu einem allergischen Schnupfen. Er entwickelt sich meist erst bei älteren Kindern und Jugendlichen.

Karrierestart verhindern

Neurodermitis, allergisches Asthma, allergischer Schnupfen – all dies sind chronische Erkrankungen, die abhängig von verschiedenen Provokationsfaktoren immer wieder schubweise auftreten können, erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen und einer medizinischen Behandlung bedürfen. Um Kindern eine solche Allergiekarriere zu ersparen oder sie zumindest abzuschwächen, muss man möglichst früh ansetzen und das Risiko einer Sensibilisierung senken.

Auf der Grundlage umfangreicher Studienergebnisse haben Wissenschaftler dazu einen Katalog mit Empfehlungen zur Allergievorbeugung zusammengestellt (siehe Übersicht). Neben einem möglichst allergenarmen Wohnumfeld spielt vor allem die Ernährung des Säuglings eine herausragende Rolle. Denn dank einer konsequenten allergievorbeugenden Ernährung des Säuglings in den ersten Lebensmonaten kann eine frühe Sensibilisierung über Nahrungsmittelallergene deutlich eingeschränkt werden.

Empfehlungen zur Vorbeugung von Allergien bei Kindern

Ernährung

  • Stillen ist das Beste für Ihr Kind. Es sollte in den ersten 4 bis 6 Monaten ausschließlich Muttermilch erhalten.
  • Kinder, die ein erhöhtes Allergierisiko haben und nicht ausschließlich gestillt werden können, sollten hypoallergene Säuglingsnahrung (HA-Nahrung) erhalten.
  • Säuglingsnahrung auf Sojabasis wird zur Allergieprävention nicht empfohlen.
  • Ab dem 5. Monat können Sie mit der Zufütterung von Beikost beginnen.
  • Es wird nicht empfohlen, bei der Ernährung des Kleinkindes potenzielle Nahrungsmittelallergene zu vermeiden. Es gibt keine Belege dafür, dass dies einen allergievorbeugenden Effekt hat.

Umweltallergene

  • Sorgen Sie unbedingt dafür, dass Ihr Kind rauchfrei aufwächst.
  • Besteht kein erhöhtes Allergierisiko, gibt es keine Einschränkungen zur Haustierhaltung; bei Risikokindern sollte möglichst keine Katze im Haushalt leben.
  • Vermeiden Sie ein Innenraumklima, das Schimmelpilzwachstum fördert (hohe Luftfeuchtigkeit, mangelnder Luftaustausch).
  • Vermeiden Sie Belastungen durch Innenraumluftschadstoffe. Frisch renovierte Räume und neue Möbel bergen das Risiko, dass Luftschadstoffe freigesetzt werden.
Anton Wilder